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12 Tage Schweden im Juli 2024
Göteborg - Bootsfahrt - Stockholm

Eine gemütliche Urlaubsreise soll es diesmal werden. 3 Tage in Göteborg, dann Einschiffen auf der MS Diana (Baujahr 1931) und von West nach Ost einmal quer durch Schwedens Süden bis nach Stockholm, wo wir zum Abschluß noch einmal 3 Tage verbringen.


12. Juli 2024
Der frühe Start in München verzögert sich auf Grund von Verspätung unseres Flugzeugs. Gegen Mittag treffen wir in Göteborg ein, leider können wir unsere Zimmer im Hotel Draken aber erst nach 15:00 Uhr beziehen. Also wird nichts aus unserem Mittagsschlaf, der für den frühen Aufbruch (05:00 Uhr) entschädigen sollte. Stattdessen stromern wir ein bißchen ziellos durch die umliegenden Straßen und nehmen uns Zeit für ein Mittagessen im "Schnitzelplatz" im Lagerhuset, das direkt um die Ecke bei unserem Hotel liegt. Lecker: "Virgin Cocktail" aus Erdbeeren! Schließlich dürfen wir doch unser Zimmer im 17. Stock beziehen und können ein halbes Stündchen die Füße hochlegen und die Augen schliessen, bevor das offizielle Programm startet...

Nachmittags treffen wir unsere Reiseleiterin Jutta Eichenberger und die restliche Reisegruppe (insgesamt 34 Personen) zu einem geführten Spaziergang durch Göteborgs Zentrum.
Interessant ist insbesondere die Feskekôrka ("Fischkirche"). Das Gebäude wurde 1874 nach Plänen des damaligen Göteborger Stadtarchitekten Victor von Gegerfelt (1817 – 1915) als Fischauktionshalle gebaut. Abgesehen vom ungewöhnlichem Äußeren ist auch die innere Architektur der Feskekôrka für ihre Zeit bemerkenswert, denn die Unterkonstruktion des Daches wurde so gewählt, dass die große Halle gänzlich ohne tragende Zwischenwände oder Stützpfeiler auskommt. In Anlehnung sowohl an die Architektur frühskandinavischer Stabkirchen als auch neugotischer Kirchenbauwerke schuf Gegerfelt ein für seine Zeit futuristisches Bauwerk. Mit hohem steilen Satteldach und großen Spitzbogen-Fenstern zu beiden Längsseiten lässt das Gebäude den Betrachter auf den ersten Blick auch eher an ein Kirchenbauwerk als an eine profane Markthalle denken. Insofern war es fast vorhersehbar, daß das ursprünglich offiziell Fischhalle genannte Bauwerk bereits kurze Zeit nach Inbetriebnahme von den Göteborgern in Feskekôrka umgetauft wurde.

 


Als 1910 der neue Fischereihafen einige Kilometer weiter westlich eröffnete, wurden die regelmäßigen Fischauktionen für den professionellen Handel dorthin verlegt. Die Feskekôrka etablierte sich fortan als Fischmarkthalle für den Endverbraucher und wurde aufgrund ihres reichen Angebotes schon sehr zeitig zur Touristenattraktion. 2013 wurde die im städtischen Eigentum befindliche Feskekôrka zum Baudenkmal erklärt. Heute ist es in erster Linie ein stylisches Bistrot, aber immer noch kann man auch frischen Fisch und Meeresfrüchte kaufen.

Untergebracht sind wir im 33 Stockwerke hohen Hotel Draken, das gerade erst neu eröffnet wurde. Ganz oben im Hotelrestaurant feiern wir unseren Einstand mit der Lernidee-Reisegruppe - bei hervorragendem Essen und einem atemberaubenden Blick über die Stadt.

 


Nun sind wir ordentlich auf Schweden eingestimmt, jetzt kann die Reise beginnen...



13. Juli 2024
Der erste Tag führt uns auf Erkundungstour durch Göteborg. Wir besuchen das "Kulturreservat Klippan", wo viele historische Boote vor Anker liegen. Im Anschluß besichtigen wir die Mastenhauer-Kirche und bummeln später durch das Altstadtviertel-Viertel Haga mit seinen zahllosen Cafés und kleinen Geschäften.

 


Unsere Reiseleiterin Jutta wohnt in Göteborg und sie bemerkt, daß die ganze Stadt zur Zeit eine einzige Baustelle ist. An allen Ecken und Enden wird saniert oder neu gebaut. Unser Bus muß teilweise abenteuerliche Umwege fahren, da die Straßenführung komplett geändert wurde. Dafür sind die Bauzäune teilweise sehr schön gestaltet. Leider ist das Fotografieren aus einem fahrenden Bus immer so eine Sache..

Neben dem bekannten "Lipstick" Hochhaus besitzt Göteborg seit diesem Jahr ein neues Baudenkmal: einen Wolkenkratzer, mit 246 Metern das höchste Gebäude Skandinaviens, der von den Göteborgern mehr oder weniger liebevoll den Spitznamen "Reißverschluß" verehrt bekam.

 


Am Nachmittag geht es per Fähre nach Nya Älvsborg, wo uns zwei Schauspieler in wechselnden historischen Kostümen augenzwinkernd die Geschichte der Festung nahe bringen.

 





14. Juli 2024
"Rundgeschliffene Schärenklippen, Möwengeschrei, salzige Meeresluft und kleine Küstenorte mit kupferroten, weißen und gelben Holzvillen – die Westküste Schwedens ist ein Idyll", das wir laut Reiseprogramm heute auf den Inseln Marstrand und Tjörn nördlich von Göteborg erleben sollen.

Der Ferienort Klädeshölmen auf der Insel Tjörn zeigt sich aber leider nicht von seiner besten Seite - es windet und es nieselt. Dafür bekommen wir bei "Salt & Sill" ein hervorragendes Garnelenbrot.

 


Am Nachmittag setzen wir mit der Fähre "Lasse-Maja" über auf die Schäreninsel Marstrand. Der kleine Segel- und Badeort wird überragt von der Festung Carlsten.

 


Spannend ist die Geschichte des Namensgebers der Fähre, des Gauners Lasse-Maja, der im frühen 19. Jahrhundert in Frauenkleidern Betrügereien und Diebstähle beging und dann 26 Jahre lang auf der Festung Carlsten inhaftiert war, wo er seine Memoiren schrieb: Lasse-Majas seltsame Abenteuer.


Wir beschliessen den Tag beim Abendessen in der Fischkirche - ein würdiger Abschied von Göteborg.



15. Juli 2024
Heute um 10:00 Uhr beginnt die Fahrt mit unserem Kanalschiff, der MS Diana. Das Wetter ist allerdings weiterhin miserabel.

 


Die Diana fährt zunächst den Fluß Göta älv aufwärts, der im Vänersee entspringt und bei Göteborg ins Kattegatt mündet.
Bei durchwachsenem Wetter ziehen wir an der nebelverhangenen  Festung Bohus vorüber und am Nachmittag erreichen wir unsere erste Schleuse bei Lilla Edet.

 


Die Ströms-Schleuse bei Lilla Edet wurde 1916 gebaut und ist die erste auf unserer Fahrt. Die ursprüngliche Schleuse wurde 1607 eingeweiht und war die erste, die es überhaupt in Schweden gab. Sie wurde während der Kriege mit Dänemark zerstört, 1784 aber wieder aufgebaut.

Wir befinden uns nun auf dem Trollhätte-Kanal, der die Verbindung zwischen dem See Vänern und dem Kattegat herstellt. Der Trollhätte-Kanal ist 82 km lang, hat sechs Schleusen und überwindet einen Höhenunterschied von 44 Metern. Er ist für Schiffe bis 88 Meter Länge und 13,2 Meter Breite bei einem Tiefgang von 5,4 Meter zugelassen. Die Masthöhe ist wegen der 12 Brücken auf 27 Meter beschränkt, so daß der Kanal im Besonderen für Freizeitschiffer geeignet ist. Etwa 11 km des Wasserweges, der dem Göta älv folgt, sind durch Umgehungskanäle und Schleusenanlagen ausgebaut und schiffbar gemacht worden.

Die größten Schwierigkeiten bereiteten die Stromschnellen von Trollhättan, an denen der Göta älv eine Fallhöhe von 32 Metern hat. Die grundlegenden Pläne für die Kanal-Führung und die Anlage von Schleusen stammen von dem schwedischen Naturwissenschaftler Christopher Polhem. Die Trollhättan-Fälle liegen heute die meiste Zeit trocken, da das Wasser inzwischen durch Kraftwerksturbinen hindurchgeleitet wird. In den Monaten Mai, Juni und September werden aber einmal in der Woche (Samstag 15:00 Uhr), in den Monaten Juli und August einmal täglich (15:00 Uhr) die Tore zu den Wasserfällen geöffnet, um Schaulustigen die Gewalt der Wasserströme vorzuführen. Zudem sind ab und an zusätzliche Öffnungen der Tore nötig, falls der Wasserstand des Vänern gesenkt werden muss.

Zusammen mit dem Göta-Kanal bildet der Trollhätte-Kanal eine 390 km lange Wasserstraße quer durch Schweden bis zur Ostsee.

Die eindrucksvolle Schleusentreppe bei Trollhättan umfaßt vier Schleusen und hat eine Fallhöhe von 32 m. Hier gibt es drei parallele Schleusenbecken, aus den Jahren 1800, 1844 und 1916. Die aktuell in Benutzung befindlichen Schleusen für Schiffe bis 88 Meter Länge wurden 1916 eröffnet. Die Schleusentreppe besteht aus 3 unteren und einer oberen Kammer, die von einem kleinen künstlichen See getrennt werden, der noch von der Schleusentreppe von 1844 stammt. Die Schleusentreppen aus den Jahren 1800 und 1844 liegen im idyllischen Trollhätte Kanalpark und können bei einem Spaziergang durch das weitläufige Gelände besichtigt werden.

 


Wir besuchen das Trollhättan Kanalmuseum, das in einem schönen Gebäude aus dem Jahr 1893 untergebracht ist. Die Ausstellung und auch ein informativer Film erzählen die Geschichte des Trollhättekanals und der alten Schleusen.

 


Kurz vor Vänersborg durchfahren wir die Schleuse von Brinkebergskulle. Die älteste Schleuse aus dem Jahr 1752 kann man neben der heutigen Schleuse aus dem Jahr 1916 sehen.
Gegen 20:45 Uhr legt die Diana bei Vänersborg an und wir haben die Gelegenheit zu einem gemütlichen Abendspaziergang an Land.

 





16. Juli 2024
Unsere Überquerung des Vänersees beginnt bereits am frühen Morgen: Abfahrt um 04:45 Uhr...


Der Vänersee liegt 44 m über dem Meer. Er ist Schwedens größter See und der drittgrößte See Europas, nach dem Ladoga- und dem Onegasee in Russland, etwa 10 mal so groß wie der Bodensee. Hier gibt es über 22.000 Inseln, Schären und Felsen.

Auf einer kleinen Halbinsel im Vänersee liegt das Schloß Läckö, das bereits 1298 als Bischofssitz angelegt wurde. Seine Blütezeit erlebte es jedoch im 17. Jahrhundert, als Magnus Gabriel de la Gardie es übernahm und in barockem Stil umgestaltete. Wir nehmen uns Zeit für eine ausführliche Besichtigung von Schloß und Garten.

 


Am Nachmittag erreichen wir Sjötorp.

 


Bei Sjötorp beginnt der Göta Kanal und die Diana fährt in die erste der insgesamt 58 kleinen Schleusen des Kanals ein. Das Schleusensystem von Sjötorp umfaßt insgesamt acht Schleusen. Im alten Hafenmagazin befindet sich ein Kanal- und Schifffahrtsmuseum, auf dessen Besuch wir aber verzichten. Stattdessen unternehmen wir einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Schleusen.

 


Im weiteren Verlauf des Abends passieren wir eine Reihe von vier verschiedenen Schleusensystemen in wunderschöner Umgebung.

 


1822 wurde der westliche Teil des Göta Kanals in Hajstorp von König Karl XIV Johan eingeweiht. Dort, in Hajstorp, legen wir zum Übernachten bei der oberen Schleuse an, direkt bei der Villa des Kanalingenieurs, die heute in Privatbesitz ist.



17. Juli 2024
Die Diana lichtet um 06:00 Uhr den Anker und setzt ihre Fahrt auf dem Göta Kanal fort. In Töreboda kreuzt der Kanal die Eisenbahnlinie Göteborg-Stockholm. Lina, die kleinste Fähre Schwedens, verkehrt in Töreboda quer über den Göta Kanal. Die Überfahrt dauert lediglich 20-25 Sekunden. Ich kann aus meiner Koje einen Blick auf die schnuckelige kleine blaue Lina erhaschen, aber für ein Foto reicht's leider nicht.

Nach dem Frühstück erreichen wir den Bergkanal, der teilweise durch Grundgestein gesprengt wurde. Der Bergkanal wurde in den Jahren 1931-33 angelegt, um eine scharfe Biegung zu begradigen. Bei Lanthöjden steht auf dem höchsten Punkt des gegrabenen Kanals (91,5 m über dem Meer) ein Obelisk. Dieser ist allerdings so gut im Wald versteckt, daß ich ihn nicht entdeckt habe. [Film Bergkanal]
Um den Obelisken rankt sich eine Geschichte: Der schwere Stein wurde im Winter per Ochsenkarren auf dem zugefrorenen Kanal transportiert. Um rechtzeitig zu merken, falls das Eis bricht, wurde ein kleiner Junge vorne auf das Gespann gesetzt, damit er im Notfall die Ochsen schnell ausspannen könnte, um sie zu retten. Das Leben des Knaben war bedeutungslos gegenüber dem Wert der Ochsen. Am Ufer steht ein kleines Denkmal, diesmal aber steht der Junge groß im Vordergrund und der Obelisk ist klein und unscheinbar.

 


Bei Tåtorp befindet sich eine der beiden erhaltenen von Hand betriebenen Schleusen des Göta Kanals. Die Schleuse wurde 1814 erbaut und hat eine Fallhöhe von nur 0,2 m.

 


Nun fahren wir hinaus auf den magischen See Viken (91,8 m über dem Meer). Er dient als Wasserreservoir für den westlichen Teil des Kanals.
Wir steuern durch zwei der engsten Passagen des Kanals, den Spetsnäskanal und Billströmmen. Der Spetnäskanal ist eine gesprengte Abkürzung im See Viken und wurde 1824 eingeweiht. Die engen Passagen sind von Bäumen gesäumt, und in der Umgebung liegen kleine, mit Teichrosen bewachsene Seen. Man erkennt die Reste der alten Treidelpfade im Wasser.

 


Eine Biegung ist so eng, daß die Diana mit dem Seil herumgezogen wird.

 


In Forsvik lassen wir den Vikensee hinter uns.
Forsvik ist ein interessantes Zeugnis der schwedischen Industriegeschichte. Hier befindet sich die älteste noch aktive Schleuse des Kanals sowie eine imposante Eisenbahnbrücke, beide stammen aus dem Jahr 1813. An der Schleuse werden wir von der religiösen Familie Kindbom mit Blumen und Gesang empfangen. Wenn wir die Schleuse verlassen, geht es wieder abwärts.

Am Mittag erreichen wir den Vättersee. Mit einer Länge von 135 km und einer Breite von 31 km ist der Vättern der zweitgrößte See Schwedens. Er befindet sich 89 m über dem Meer, ist ungerwöhnlich tief und verfügt über sehr klares Wasser. Am frühen Nachmittag legen wir dann in Vadstena an - bei reichlich stürmischen Wetter...

 


Vadstena liegt am Ufer des Vättersees. Der Ort wuchs im 14. Jahrhundert rund um das Kloster der Heiligen Birgitta zu einem wichtigen geistlichen, kulturellen und ökonomischen Zentrum heran.
Die Klosterkirche wurde nach Anweisung der Heiligen Birgitta gebaut und 1430 eingeweiht. Leider ist es ausgesprochen dunkel in der Kirche, so daß es schwierig ist, ohne Stativ einigermassen akzeptable Bilder zu bekommen...
Schloß Vadstena wurde von Gustav Vasa Ende der 1540er Jahre erbaut.

Am Abend erreichen wir Motala, den Hauptsitz der Göta Kanalbolag, die für den Betrieb und den Unterhalt des Kanals verantwortlich ist. Die Stadt wurde - ebenso wie der Göta Kanal - von Baltzar von Platen konzipiert. Motala wird auch die "Hauptstadt des Göta Kanals" genannt. 1822 legte von Platen hier Motala Verkstad an, welche bei vielen als die Wiege der schwedischen Industrie gilt.
Spät abends trifft auch das älteste Schwesterschiff der Diana, die MS Juno (Baujahr 1874) in Motala ein.

 




18. Juli 2024
Als wir morgens um 8:00 losfahren, ist die Juno schon über alle Berge. Sie macht unsere Tour in nur 4 Tagen, da sie auch nachts durchfährt. Wir haben dagegen lieber die sechstägige beschaulichere Variante gewählt.


Wir gehen von Bord und nutzen die Gelegenheit zu einem schönen Morgenspaziergang vorüber an Baltzar von Platens Grab, von Motala nach Borenshult (ca. 4 km), wo die Diana uns wieder aufnimmt. Die Schleusentreppe von Borenshult ist mit fünf zusammenhängenden Schleusen und einem gesamten Höhenunterschied von 15,3 m die zweitgrößte Treppe des Kanals. Der Bau der Schleusen dauerte drei Jahre und wurde 1825 beendet.

 


Nach der Treppen gleiten wir hinaus über den See Boren, 73 m über dem Meer. Der See verbindet Borenshult und Borensberg.
Im idyllischen Kanaldorf Borensberg gibt es eine weitere von Hand betriebene Schleuse mit einer Fallhöhe von 0,2 m.

Am Götakanal sind zwei Aquädukte erbaut worden. Das 1993 eingeweihte Aquädukt bei Kungs Norrby erleichtert die Befahrbarkeit der Landstraße 34, welche wir gegen 11:10 Uhr überqueren. Etwa drei Stunden später passieren wir dann das zweite Aquädukt unserer Reise bei Ljungsbro, errichtet 1970.

 


Am frühen Nachmittag gehen wir an Land und wandern zum Kloster Vreta. Vreta war das erste Nonnenkloster Schwedens und wurde ungefähr um 1100 angelegt. Mit dem Bau des Klosters der Heiligen Birgitta in Vadstena verlor es an Bedeutung. Die Kirche gehört zu den interessantesten in Schweden und beherbergt zahlreiche mittelalterliche Kleinodien. Im Mittelalter war dies eine Pfarr- und Klosterkirche, und bis heute ist die Kirche eine aktive Pfarrkirche. Sie ist deshalb nicht immer geöffnet für Führungen - aber wir haben Glück.

 


Nebenbei bemerkt: die Kirche ist die Grablege der Grafen Douglas, deren Nachfahrin Marie Freifrau von Redwitz, geborene Gräfin Douglas, bis zu ihrem Tod 2017 hier in unserer Gemeinde gelebt und Welsh Ponies gezüchtet hat.

 


Nach der Klosterbesichtigung kehren wir zum nahe gelegenen Göta Kanal zurück, wo unser Kanalschiff in der Zwischenzeit das Schleusensystem von Berg (15 Schleusen) 40 m hinunter zum See Roxen durchläuft. Wir treffen die Diana bei der Carl Johans Schleusentreppe, mit ihren sieben miteinander verbundenen Schleusen die längste des Kanals. Sie senkt das Schiff um 18,8 m.

 


Wir gehen an Bord, bevor das Schiff auf den See Roxen hinaussteuert. Die Schleuse in Norsholm regelt den Wasserstand im See Roxen. Hier kreuzt der Kanal die Eisenbahnlinie Stockholm-Malmö. Danach befahren wir den langen aber schmalen See Asplången, bis wir zur Übernachtung bei der idyllischen Schleuse Klämman anlegen. Die Schleuse liegt eingeklemmt zwischen zwei Hügeln, daher der Name "die Klammer".

 


Bei der Diana ist an einigen Stellen ein bißchen der Lack angekratzt. Matrosin Bia muß ausbessern...
Und wir geniessen eine Übernachtung unter Schafen... määäh... määäh... die ganze Nacht...



19. Juli 2024
Bei der Oberschleuse von Carlsborg beginnt eine Reihe von acht Schleusen, die uns hinunter nach Söderköping bringt. Hier kann man sich zwischen den Schleusen die Füße vertreten.

 


Das malerische Söderköping ist eine mittelalterliche Stadt, die im 13. Jahrhundert zum ersten Mal in schriftlichen Quellen genannt wurde. Archäologische Funde weisen jedoch auf eine ältere Besiedelung hin. Söderköping war vom 13. Jahrhundert bis Ende des 16. Jahrhunderts einer der führenden schwedischen Häfen für den nationalen und internationalen Handel mit bedeutenden Kontakten zur Hanse und ein Machtzentrum in Schweden. 1302 wurde König Birger Magnusson in Söderköping gekrönt und Johan III. ließ in der Stadt ein Haus für sich errichten. Doch führte die skandinavische Landhebung dazu, dass der Hafen ab Ende des 16. Jahrhunderts für größere Schiffe nicht länger schiffbar war. Söderköping verlor an Bedeutung, und im 18. Jahrhundert wohnten nur etwa 700 Menschen in der Stadt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Söderköping zum Kurort. Die industrielle Entwicklung des 19. Jahrhunderts ging weitgehend an Söderköping vorbei. 

Söderköping gehört zu den am besten bewahrten mittelalterlichen Städten Schwedens. Abgesehen von den mittelalterlichen Gebäuden wie der Drothems Kyrka aus dem späten 13. Jahrhundert oder der im Stil der baltischen Backsteingotik im 13. Jahrhundert errichteten St.-Laurentius-Kirche dominieren Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert das Bild der Innenstadt. 

 


Söderköping hat außerdem eine lange Geschichte als Kurort, ist aber heute besonders bekannt für die Eisdielen.
Ohne Eis, aber voller großartiger Eindrücke, verlassen wir den Ort nach einer ausgiebigen Erkundungstour.

Am frühen Nachmittag erreichen wir die Schleuse von Mem, die 1831-32 als letzte Schleuse des Kanals erbaut wurde. Hier wurde der Göta Kanal am 26. September 1832 feierlich in Gegenwart des Königs Karl XIV Johan mit Familie eingeweiht. Hier ist das östliche Ende des Göta Kanals, wir fahren hinaus in die Ostseebucht Slätbaken. Nach einer kurzen Passage durch die offene See kreuzt das Schiff zwischen den Schären.


Die Schloßruine Stegeborg liegt landschaftlich reizvoll in der Ostseebucht Slätbaken. Stegeborg wurde im frühen Mittelalter erbaut und war während mehrerer Jahrhunderte "das Schloß und der Schlüssel" zur Provinz Östergötland. Bis Ende des 17. Jahrhunderts war Stegeborg ein königliches Schloß.

Am späteren Abend legen wir an der Brücke der alten Lotsenstation in Sävsundet an. Das Gelände ist in Privatbesitz, aber gegen einen Obulus dürfen die Kanalschiffe hier anlegen und die Nacht verbringen. Es ist ein wundervoller Abend. Einige gehen trotz eisiger Temperaturen schwimmen, andere flanieren gemütlich am Steg entlang und geniessen die Ruhe und die Idylle. Unser letzter Abend an Bord...

 




20. Juli 2024
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Abfahrt: 04:40 Uhr.


Kurz vor 09:00 Uhr passieren wir die Schleuse in Södertälje. Södertälje ist Sitz zweier großer und international tätiger Unternehmen: Scania, einer der größten Nutzfahrzeughersteller der Welt, und der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca. Die heutige Schleuse von Södertälje wurde 1924 eingeweiht. Mit einer Länge von 135 m und einer Breite von 19,6 m ist dies die größte Schleuse der nordischen Länder.

Wir befinden uns jetzt auf dem Mälarsee, dem drittgrößten See Schwedens. Er liegt nur 30 cm über Meeresniveau.

 


Die Wikingerstadt Birka auf der Insel Björkö im Mälarsee gilt als erste Stadt Schwedens. Hier befand sich früher ein bedeutender Seehafen für internationalen Handel. Nach ca. 250 Jahren wurde die Stadt etwa 1000 n.Chr. aufgegeben. Wir besuchen das Museum mit spannenden Exponaten und anschaulichen Dioramen und das Freilichtmuseum mit rekonstruierten Wikingerhäusern.

 


Wir haben genug Zeit, einen kleinen extra-Schlenker - an Schloß Drottningholm vorbei - zu fahren.

 


Kurz nach 15:00 Uhr passieren wir die letzte Schleuse unserer Reise, die 1930 eingeweihte Hammarby Schleuse, die uns vom Mälarsee zum Saltsjön führt. Wir fahren durch moderne Wohnblocks - das Einzugsgebiet von Stockholm. Schließlich öffnet sich der Blick auf die bekannte Skyline von Stockholm. Um 16:00 Uhr endet unsere Fahrt bei Steppsbrokajen 103 in der historischen Altstadt von Stockholm. Dem Anlegeplatz direkt gegenüber liegt das Hotel Reisen, in dem wir für den Rest unserer Reise logieren werden.

 


Wehmütig nehmen wir Abschied von der Diana und ihrer großartigen Crew.


Ein Abendspaziergang durch die Gamla Stan verschafft uns einen ersten Eindruck von Stockholm.

 
Stortorget - der Große Markt   Deutsche Kirche


Unser Hotel weist übrigens eine Besonderheit auf:
Um auch die Zimmer der Seitenfront als "Zimmer mit Meerblick" vermieten zu können, wurden hier polierte Metallläden als Spiegel angebracht. Auch wir durften so den "Meerblick" aus unserem Zimmer geniessen...

   





21. Juli 2024
Nach einer Stadtrundfahrt mit dem Bus, unter anderem mit der Besichtigung des Stockholmer Rathauses, kommen wir zum ersten Highlight des Tages: dem Vasa-Museum.
Das große Schiff aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, ein Prestigeprojekt des Königs Gustav II. Adolf, sank bei der Jungfernfahrt im Jahr 1628. Das Wrack wurde im 20. Jahrhundert geborgen und man hat ein eigenes Museum um das Schiff herum konstruiert.

 


Das Vasa-Museum ist Skandinaviens meistbesuchtes Museum. In der 34 m hohen Haupthalle sind neben der Vasa verschiedene archäologische Funde von Schiffen und Gegenständen des frühen 17. Jahrhunderts ausgestellt. Das Schiff ist komplett im Gebäude, inklusive der unteren Mastsektionen, Bugspriet und Takelage, untergebracht. Fehlende oder stark zerstörte Teile wurden ersetzt, aber nicht behandelt oder gestrichen, so dass sie sich deutlich von den Originalteilen, die im Wasser über die Jahrhunderte nachdunkelten, abheben. Laut Angaben des Museums sind 98 % des Schiffs Originalteile und nur 2 % nach der Bergung hinzugefügt bzw. ersetzt. Das Schiff kann von sechs Ebenen aus betrachtet werden, vom Kiel bis zum Ende des Achterkastells. Umlaufend sind verschiedene Gegenstände und Modelle ausgestellt, die Konstruktion, Fund und Wiederherstellung der Vasa veranschaulichen. Daneben gibt es viele Exponate zur Geschichte Schwedens im 17. Jahrhundert, die Hintergrundinformationen, die zum Bau des Schiffes führten, liefern.

   


Die Geschichte von Bau, Untergang, Bergung und Konservierung der Vasa wird im Museum in dem äußerst informativen FILM "Vasa 1628" von Anders Wahlgren dargestellt.

Die Zeit im Vasa-Museum ist viel zu kurz für Nerds wie mich, die jedes Artefakt von allen Seiten betrachten und ablichten möchten. Das sind die Nachteile einer Reisegruppe.
Aber schon ruft uns das zweite Highlight des Tages: Schloß Drottningholm.

 


Neben der Unmenge an prunkvollen Innenräumen im Schloß ist dann vor allem das Schloßtheater Drottningholm mit original erhaltener Bühnenmaschinerie interessant. Es ist eines der am besten bewahrten Barocktheater Europas. 

 


Das Theater wurde als Nachfolgebau für ein im Jahre 1762 abgebranntes Theater durch den Architekten Carl Fredrik Adelcrantz für die schwedische Königin Luise Ulrike von Preußen errichtet und 1766 eingeweiht. Seinen Höhepunkt erlebte es unter Gustav III., der selbst Theaterstücke schrieb und gerne als Schauspieler auftrat. Unter seiner Zeit wurde das Theater mit dem so genannten Déjeunersalongen (Frühstückssalon) nach Westen hin erweitert. Nach einem Attentat auf Gustav III. während eines Maskenballs in der Stockholmer Oper, an dessen Folgen er kurz darauf starb, verfiel das Theater und wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und 1922 renoviert. Die Bühnentechnik ist noch original erhalten. Das Theater besitzt eine einzigartige Sammlung von 30 Bühnenbildern. Die Bühne wird heute wieder für Aufführungen benutzt.

Dieser Tag war gut gefüllt mit Eindrücken. Am Abend sind wir alle platt, mehr als ein kurzer Bummel durch die Altstadt, bei unserem Hotel gleich um die Ecke, ist nicht mehr drin...



22. Juli 2024
Heute Vormittag steht Schloß Gripsholm auf unserem Besichtigungsplan.


Gripsholm beheimatet nicht nur die Staatliche Porträtsammlung mit einer der umfangreichsten Sammlungen von Porträtzeichnungen, sondern auch Leo, den ausgestopften Löwen mit dem schrägen Blick...

 


Ebenfalls auf dem Plan steht eigentlich der Besuch von Millesgården, einem Skulpturengarten auf der Insel Lidingö mit herrlicher Aussicht. Wenn nur... ja, wenn nur nicht Montag wäre! Unser Reisebus steht vor dem geschlossenen Areal. Reiseleiterin Jutta verzagt nicht, sondern führt uns stattdessen zur Markthalle Östermalms Saluhall.

 


Bei einem gemütlichen Abendspaziergang hat Jutta als Überraschung ein kleines Konzert einer Stockholmer Musikstudentin arrangiert. [FILM]
Das große Abschiedsessen zelebrieren wir dann im 1722 gegründeten Restaurant "Den gyldene Freden". Durch die Jahrhunderte war der "Freden" ein beliebter Treffpunkt für viele schwedische Schriftsteller und andere Künstler. Das Haus gehört der schwedischen Akademie, die den Literatur-Nobelpreis vergibt, und jeden Donnerstag trifft man sich hier zu einem wöchentlichen Mahl. Unser Saal ist dem schwedischen Dichter und Komponisten Carl Michael Bellman (1740–1795) gewidmet.




23. Juli 2024
Ein letzter Streifzug durch Stockholms Altstadtgassen führt uns (nach dem Blick auf das Reichstagsgebäude mit Möwe) zur 1785 gegründeten Sundbergs Konditori. Ein würdiger Abschluß unserer Reise.