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"Und wer bist du?"
Diese Frage bekommen wir durchaus öfter zu hören, wenn wir in spätmittelalterlicher Tracht unterwegs sind. Die Fragestellung ist so nicht ganz korrekt, es sollte vielleicht eher heißen: was bist du - was stellst du dar...
Wir sind keine Rollenspieler, die in eine fremde Identität schlüpfen und ihre Persona mit einer Hintergrundgeschichte, einem Lebenslauf, individuellen Eigenheiten usw. - eben einer Persönlichkeit - ausstatten.
Es ist aber auch unbefriedigend, sich nur als lebendige Kleiderpuppe hinzustellen. Die Kleidung alleine reicht bei weitem nicht, um ein atmosphärisch dichtes Bild abzugeben - dazu gehört unbedingt die gesamte Umgebung (Räumlichkeiten, Utensilien, Mobiliar) und vor allem das Verhalten sowie die Tätigkeiten, die gerade ausgeführt werden.
Wir können mit unseren beschränkten Mitteln nur einen kleinen Einblick gewähren in die Welt dieser vergangenen Epoche. Wir versuchen das, indem wir einen Teilaspekt, eine Momentaufnahme, einen klar umrissenen Ausschnitt zeigen, diesen aber so detailgenau und glaubwürdig wie möglich darstellen.
Der Handwerker z.B. ist gekleidet, wie es seiner Zeit, seiner Region und seinem Stand entspricht. Sein Stuhl, sein Arbeitstisch, sein Trinkbecher (die Liste läßt sich beliebig fortsetzen) paßt ebenso ins Bild wie der Raum, in dem er sich aufhält. Er stellt ein in seiner Heimat zu dieser Zeit belegbar existentes Produkt her, indem er zeitgenössisches Werkzeug benutzt und alte Fertigungstechniken anwendet.
Die Frage, die wir uns selbst stellen müssen, lautet also:
Was kann ich mit meinen Mitteln glaubwürdig darstellen?
Noch spannender wurde diese Frage, als wir anfingen, unsere Pferde zu Veranstaltungen mitzunehmen und unsere Tätigkeiten auf andere Epochen auszuweiten. Trotz eines (für diesen Zweck sogar geeigneten) Pferdes macht es wenig Sinn, sich an eine Ritterdarstellung zu wagen. Das setzt ein gewisse Jugendlichkeit sowie deutlich bessere Reitkünste voraus. Für einen standesgemäßen Auftritt würde außerdem das nötige Gefolge fehlen.
Also haben wir uns im Laufe der Zeit eine kleine Auswahl an Darstellungen geschaffen, die wir je nach Epoche und Gelegenheit sinnvoll und halbwegs glaubwürdig ausleben können.