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Samstag, 27.5.2000:


Fahrt von Gyantse „durch die `Kornkammer Tibets das fruchtbare Nyang-Tal mit seinen großen, prächtigen Bauernhäusern“ nach Shigatse. Auf der Strecke halten wir im Kloster Zhalu, der Residenz des großen Gelehrten Butön Rinchen Drub. Wir sehen einen Thangka-Maler bei der Arbeit.


An der Mündung des von Gyantse herabkommenden Nyangchu in den Tsangpo gelegen, ist Shigatse (3900 m) nach Lhasa die zweitgrößte Stadt Tibets. Sie beherbergt mehr als 46 000 Einwohner. (…) Berühmt wurde Shigatse vom 16. Jh. an als Sitz des Pänchen Rinpoche, des neben dem Dalai Lama ranghöchsten Würdenträgers der Gelugpa-Schule, der in Tashilhünpo seine Residenz hat.“


Das Stadtbild von Shigatse ist von chinesischen Betonbauten geprägt, der historische Kern wurde zerstört und der Dzong fiel
„der Barbarei der Roten Garden zum Opfer.“ Erbaut auf einer kleinen Erhebung (…) lag der Dzong von Shigatse einst majestätisch über der Stadt. Historische Aufnahmen bezeugen, daß er zu den prächtigsten Festungen Tibets zählte. Heute sind nur noch seine Grundmauern zu sehen.“


Nachmittags: Tashilunpo.
„Tashilhünpo (`Berg des Glücks´ ) wurde 1447 von Tsongkhapas Neffen und Schüler Gendün Dub (1391-1475), der posthum zum 1. Dalai Lama ernannt wurde, gegründet und bildete neben Sera, Drepung und Ganden das bedeutendste Gelbmützen-Kloster Zentraltibets. (…) Berühmt wurde die heilige Stätte als Residenz des Pänchen Lama (`Gelehrter Lama‘). Der 5. Dalai Lama verlieh diesen Titel seinerzeit seinem Lehrer Chöki Gyeltshen (1570-1662), der als Reinkarnation von Tsongkhapas berühmten Schüler Khädrubje (1385-1438) und dreier berühmter Äbte Tashilhünpos gilt. Dadurch, daß diesen drei Äbten posthum ebenfalls der Titel des Pänchen Lama verliehen wurde, wird Chöki Gyeltshen heute als 4. Pänchen Lama gezählt.“



Selbst der von den Chinesen häufig als Aushängeschild einer liberalen Minderheitenpolitik benutzte Pänchen Lama – durch frühzeitige Festsetzung an der Möglichkeit zur Flucht gehindert und offensichtlich lange Zeit stark von China unter Druck gesetzt – konnte die Zerstörung großer Teile seines Klosters während der Kulturrevolution nicht verhindern.“


Nach dem Tod des letzten Panchen Lama (1988?) wurden zwei verschiedene Kinder als dessen Reinkarnation identifiziert. Der erste Knabe, vom Dalkai Lama anerkannt, hält sich vermutlich versteckt, sein Aufenthalt ist unbekannt. Der andere potentielle Panchen Lama, von den Chinesen favorisiert und von den Mönchen in Tashilhünpo als ihr Oberhaupt anerkannt (aber vom Dalai Lama abgelehnt), wird zur Zeit in Peking erzogen.


Wir übernachten in dem unter chinesischer Leitung stehenden Shigatse Hotel, das zwar über eine hübsche Eingangshalle verfügt, in der einige Puppen in typisch tibetischen Gewändern aufgestellt sind und sehr viele üppige Pflanzen in großen Töpfen herumstehen, das sich ansonsten aber vor allem durch eine extreme Sparsamkeit am Klopapier auszeichnet.


 

 


 

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