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Wir setzen uns am 19. Juni 2025, dem Fronleichnam-Donnerstag, um 2:00 Uhr morgens ins Fahrzeug und erreichen unsere Destination schon 7 1/2 Stunden später. In Ligny angekommen, suchen wir die Wiese für das alliierte Lager. Wir sind dort praktisch noch allein. Unsere Pferdekoppel bauen wir am unteren Lagerrand unter einem großen alten Baum auf. Dort haben die Pferde zumindest ein bißchen Schatten. Fünf weitere Pferde werden erwartet, sie treffen allerdings erst am folgenden Tag ein. Wir selbst lagern weiter oben im alliierten Lager bei der Westfälischen Landwehr, die den folgenden Marsch organisiert hat. Neben unserem provisorisch aus diversen Planen und Stangen gebastelten Unterstand steht ein wunderschöner kleiner Birnbaum.



Auch in Ligny wird eine 210 Jahre zurückliegende Schlacht nachgespielt - Napoleons letzter Sieg.
Hier mußte sich Generalfeldmarschall Blücher noch geschlagen geben. Der historische Blücher unterlag den französischen Truppen am 16. Juni 1815 und mußte sich zurückziehen.
Zwei Tage später traf er mit seiner Armee auf dem Höhepunkt der Schlacht bei Waterloo ein und konnte damit die bereits wankenden Truppen des englischen Generals Wellington siegentscheidend gegen Napoleon unterstützen.

Der diesjährige Reenactment-Blücher wird von Uwe Henry Welther dargestellt - und er reitet unseren Rufus.


Am Freitag stromern wir schon einmal durchs französische Lager.


Am Samstag geht Blücher mit Geleit (Bert auf Verano und - am Strick geführt - ein Freund von Henry auf Lina) zum Schlachtfeld, um es den Pferden zu zeigen, bevor der eigentliche Rummel losgeht.


Als die preussischen Truppen einmarschieren, um ihre Aufstellung für die bevorstehende Inszenierung einzunehmen, erschallt ein dreifaches Hurra! auf den Feldmarschall. Das ist für unsere jungen Pferde aber zu viel. Lina weicht aus und wickelt ihren Strick um Verano. Daraufhin möchte Verano durchstarten. Bert hält ihn mit Nachdruck zurück, Verano weicht dem Druck nach oben aus und steigt. Die genaue Abfolge ist unklar: entweder hat Verano beim Steigen mit Reiter das Gleichgewicht verloren, oder aber Bert hat sich beim Herunterfallen zu lange am Zügel festgehalten und das steigende Pferd herumgerissen. Jedenfalls stürzt Bert und Verano fällt rücklinks auf ihn drauf.

FILM

Sofort ist Totenstille bei den Truppen. Bert rührt sich im ersten Moment nicht mehr. Verano und die immer noch angebundene Lina laufen zu den anderen Pferden und werden dort abgefangen, ihnen ist nichts passiert. Lina lief so bereitwillig mit, daß sich die einfache Aufziehschlaufe nicht einmal gelöst hat. Auch der sonst so coole Rufus hat sich in dieser Stress-Situation nicht mehr halten lassen. Sanitäter laufen auf die Unfallstelle zu, sie wollen die Veranstaltung unterbrechen und Bert ins Krankenhaus bringen. Der gibt wieder vehement Lebenszeichen von sich. Er weigert sich strikt gegen das Krankenhaus und will unbedingt aufstehen. Ein Landwehrmann ist ihm behilflich und Bert humpelt mehrere hundert Meter zurück ins Lager.

Das war's dann erst einmal mit der Schlacht von Ligny.
Henry ist geschockt und tritt als Blücher bei der Schlachtendarstellung am Samstag und am Sonntag erst einmal nur zu Fuß auf.
Wir überlegen, wie wir unser gesamtes Geraffel ins Auto packen und die lange Heimfahrt antreten sollen.
Berts Bein ist von dem darauffallenden Pferd völlig nach oben gedrückt worden, das Knie bis an die Schulter. Wie durch ein Wunder ist ihm nichts Ernsthaftes passiert: kein Bruch, kein Bänderriß oder dergleichen. Nur ein fieses Hämotom an der gesamten Rückseite des rechten Beins.
Da liegt jetzt irgendwo ein total zerfledderter Schutzengel auf dem Feld bei Ligny...

Bert, der alte Sturschädel, setzt sich zwei Stunden später schon wieder aufs Pferd. Allerdings auf Rufus, den Zuverlässigen. Und siehe da: im Sattel schmerzt das Bein weniger als auf dem Stuhl. Bert reitet die Lagergassen ab. Eine schöne Geste: aus jeder Lagergasse kommt mindestens ein Salut oder eine andere anerkennende Geste.
Und Bert entscheidet: wir bleiben. Wir marschieren. Wir besiegen Napoleon.

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