Eine typische Angiospermenblüte (Abb. 2) besteht aus der
Blütenhülle (Perianth
), den Staubblättern
(Stamina) und den Fruchtblättern (Karpellen).
Die Gesamtheit aller Staubblätter bezeichnet man als Androeceum,
die Gesamtheit aller Fruchtblätter als Gynoeceum.
Abb. 2: Angiospermenblüte
Bau einer typischen Angiospermenblüte
Blüten sind bei den Samenpflanzen die Organe der geschlechtlichen Fortplanzung.
Sie haben sich im Laufe der Entwicklung aus den
Mikro- und Megasporophyllständen
der Sporenpflanzen entwickelt, wobei es zu einer immer stärkeren Anpassung der
beiteiligten Blattorgane und der Gametophytenentwicklung kam. Eine Blüte ist
deshalb definiert als ein Sporophyllstand an einem Kurzsproß mit begrenztem
Wachstum.
Bei der Gruppe der Angiospermen ist die Blüte stark abstrahiert und kaum mehr
als ehemaliger Sporophyllstand zu erkennen.
Sind Kelch- und Kronblätter gleichartig, so bezeichnet man die Blütenhülle als homoiochlamydeisch. Unterscheiden sich Kelch und Krone, so nennt man die Blütenhülle heterochlamydeisch. Der Kelch ist dabei meist unauffällig, aus kleinen, grünen Kelchblättern und schützt die noch unreifen Fortpflanzungsorgane vor Blütenbesuchern und vor Austrocknung. Befindet sich außerhalb des Kelches ein weiterer Kreis kelchähnlicher Hochblätter, so bezeichnet man diesen als Außenkelch (z.B. bei der Familie Rosaceae).
Die Krone übernimmt bei Insektenblumen die Anlockung der Bestäuber durch Farbe und Form.
Bei der Familie der Ranunculaceae sind die Kronblätter oft kelchartig und unscheinbar, die Funktion der Krone wird durch Honigblätter übernommen. Diese sind kronblattartig, leiten sich jedoch von Staubblättern ab. Am Grund des Nektarblattes (Abb. 3) findet sich eine Nektardrüse.
Bei einem oberständigen Fruchtknoten setzen die übrigen Blütenorgane unterhalb des Fruchtknotens an, bei einem mittelständigen Fruchtknoten setzen sie am Rand einer mehr oder weniger konkaven Blütenachse an. Bei einem unterständigen Fruchtknoten ist der Fruchtknoten in die Blütenachse eingesenkt und mit dieser verwachsen. Die übrigen Blütenorgane setzen auf dem Fruchtknoten an.
Das ursprüngliche Gynoeceum besteht aus einzelnen, nicht
miteinander verwachsenen Fruchtblättern (Apokarpie,
Chorikarpie). Apokarpie findet sich beispielsweise bei
Ranunculaceae,
Rosaceae,
Nymphaceae oder Berberidaceae.
Mit fortschreitender phylogenetischer Entwicklung kommt es
zur postgenitalen Verwachsung der Fruchtblätter, der
Fruchtknoten bleibt durch Scheidewände (Septen) in Fächer
eingeteilt (Synkarpie). Beispiele finden sich bei
Geraniaceae,
Apiaceae,
Onagraceae,
Solanaceae oder
Scrophulariaceae.
Noch weiter abgeleitet ist Parakarpie. Die Fruchtblätter
sind verwachsen, der Fruchtknoten ist aber nicht durch
Septen unterteilt. Parakarp sind z.B. Violaceae,
Brassicaceae, Primulaceae und
Papaveraceae. (Abb. 8).
Je nach Form der Samenanlage unterscheidet man atrope, campylotrope und anatrope Samenanlagen (Abb. 10).
Senkrecht stehende Samenanlagen bezeichnet man als atrop. Sie sind relativ selten und finden sich z.B. bei Polygonaceae. Am weitesten verbreitet ist die anatrope Samenanlage, die bei den meisten Angiospermen zu finden ist. Bei ihr ist die Mikropyle dem Funiculus zugekehrt. Querliegende Samenanlagen bezeichnet man als campylotrop. Campylotrope Samenanlagen finden sich z.B. bei Caryophyllaceae oder Brassicaceae.
Abb. 11 Ausgehend vom apokarpen (chorikarpen) Gynoeceum mit zuerst laminaler Plazentation (11a) über die chorikarp marginale Plazentation (11b) kommt es zur Verwachsung der Fruchtblätter und zur synkarp-zentralwinkelständigen Plazentation (11c). Hier verzweigt sich die Entwicklung einmal über die parakarp-laminale (11e) zur parakarp-parietalen (11f) Plazentation, zum anderen zur lysikarpen oder parakarp-zentralen Plazentation (11d).
Schließlich lassen sich auch hinsichtlich der Blütensymmetrie Entwicklungstendenzen unterscheiden. Man unterscheidet assymmetrische Blüten (bei spiraliger Stellung), radiärsymmetrische Blüten (radiär, Abb. 12a), bilateralsymmetrische mit zwei Symmetrieebenen und zygomorphe (dorsiventrale) Blüten mit nur einer Symmetrieebene (Abb. 12b).
Neben der Anzahl der Kreise der Blütenorgane ist auch noch
die Anzahl der Blütenglieder pro Kreis interessant. Man
unterscheidet tri-, tetra- und pentamere Wirtel. Liliaceae
und Juncaceae weisen fast ausschließlich trimere Vertreter
auf, überwiegend tetramere Familien sind Rubiaceae,
Brassicaceae und Onagraceae, während z.B. die Rosaceae,
Violaceae und Caryophyllaceae meist pentamere Blüten bilden.
Eine Sonderform des Pseudanthiums stellt das Cyathium der Euphorbiaceae (Abb. 15) dar. Es gleicht einer Einzelblüte und besteht aus einer Vielzahl auf je ein Staubblatt reduzierter männlicher Blüten und einer ebenfalls völlig perianthlosen weiblichen Gipfelblüte. Die Scheinblüte wird perianthartig von fünf Hochblättern umschlossen, zwischen denen Nektardrüsen sitzen:
In Tabelle 1 sind die verwendeten Symbole erklärt und Abb. 17 gibt ein Beispiele für eine Blütenformel:
Übergipfeln die Seitentriebe die Mutterachse, die im Wachstum zurückbleibt, dann spricht man von einer sympodialen Verzweigung oder einem zymösen Blütenstand (Abb. 18b). Schließen dabei alle Achsen der Infloreszenz mit Terminalblüten ab, so bezeichnet man den Blütenstand als geschloßen. Fehlen terminale Blüten, handelt es sich um eine offene Infloreszenz.
Bei der Herkogamie wird die räumliche Trennung der
männlichen und weiblichen Blütenorgane verstärkt, so daß
eine Selbsbestäubung schwieriger gemacht wird.
Eine weitere Möglichkeit zur Verhinderung von
Selbstbefruchtung liegt in der zeitlich verschiedenen
Reifung von Staubblättern und Narben. Eine solche
unterschiedliche Reifung bezeichnet man als Dichogamie. Man
unterscheidet ein vorzeitiges Reifen der Staubblätter
(Proteroandrie) und eine vorzeitige Narbenreifung
(Proterogynie).