Diesmal sind wir zum ersten Mal als Mitglieder des Vereins 1476 Städtisches Aufgebot im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim.
Ein Kamerateam begleitet uns während des ersten Wochenendes. Regisseur Peter Prestel führt Dreharbeiten für eine Dokumentarserie über das Mittelalter durch. Die für das Schulfernsehen konzipierte 6-teilige Serie soll 2014 im SWR ausgestrahlt werden. Auch unsere Pferde werden für diverse Aktionen eingeplant. Zum Beispiel soll Molly die Egge ziehen für die Inszenierung eines Monatsbild aus dem Stundenbuch des Duc de Berry.
Stundenbuch des Duc de Berry:
Monatsbild "Oktober"
Es werden die unterschiedlichsten Szenen gedreht. Hier eine Spitalszene: eine Begine pflegt die Siechen.
Zehntszene: die Bauern leisten der Obrigkeit ihre Abgaben:
Wirtshausszene: ausgelassene Gäste beim Festmahl:
Die Vorbereitung dieses Festmahls wurde dokumentiert von der Planung über den Einkauf der Lebensmittel und die Zubereitung der Speisen bis zur hemmungslosen Vernichtung durch die gefräßigen Gäste.
Es gab extrem leckere Dinge wie Pasteten vom Lachs und von Mangold mit einer delikaten Mandel-Knoblauch-Sauce, "grüngekochtes" (d.h. in viel Petersilie gekochtes) Rindfleisch und auf expliziten Wunsch des Fernsehteams ein Beispiel für eine gefärbte Speise: ein dreifarbiges Gelee, gefärbt mit Roter Beete, Safran und Petersilie. Die Küchenmannschaft hat an diesem Tag eine Höchstleistung erbracht, sie waren den ganzen Tag praktisch pausenlos im Einsatz.
Alsdann reist das Filmteam ab und das Dorf gehört wieder uns. Die Dorfbewohner gehen ihren täglichen Geschäften nach.
Die Rekonstruktion des Bäckerwagens nach der Abbildung des Konzils von Konstanz durch einige Mitglieder von 1476 Städtisches Aufgebot wurde auch bereits vom Filmteam begleitet. Hier hat das gute Stück seinen Ersteinsatz und wir werden verwöhnt mit vielen leckeren Broten, Pasteten, Torten, Backhähnchen und Braten...
Unsere Pferde werden mit zur Arbeit herangezogen, neben diversen Transporten und Versorgungsfahrten zum Kräutergarten darf Molly ihre Qualitäten als Rückepferd unter Beweis stellen.
Diese Esche wurde selbst gefällt, mit dem Pferd aus dem Bach gezogen und während der Veranstaltung zu einem Hocker verarbeitet.
Trotz hartem Arbeitsalltag bleibt aber immer noch etwas Zeit für Entspannung und geselliges Beisammensein.
Natürlich geht Molly auch wieder mit der Küchencrew ins moderne Bad Windsheim einkaufen. Aber bitte schön brav mit Parkschein:
Molly muß immer noch die besonders anspruchsvollen Aufgaben übernehmen, wie Egge oder Baumstamm ziehen und starker Straßenverkehr: Unternehmungen bei denen sich der Fuhrmann gerne auf sein erfahrenes altes Roß verläßt.
Die meiste Zeit aber wird der junge und kräftige Rufus eingespannt. Nach anfänglichem Gezappel am ersten Tag steht unser Fusselchen zuletzt genauso gelassen stundenlang ruhig vor seinem parkenden Karren am Dorfplatz wie Molly.
Bert fährt mit Rufus einige Passagiere hinüber zur Baugruppe Stadt - letztes Jahr hatte Molly dort beinahe die Krise gekriegt, als sie durch die große Eingangshalle fahren sollte. Rufus findet jetzt auch noch verschärfte Umstände vor, denn die Halle steht dicht gedrängt voller Stühle für eine Veranstaltung. Das stört ihn aber nicht, unverdrossen manövriert er seinen Wagen durch die bestuhlte Halle, gerade daß die Passagiere die zu knapp stehenden Stühle noch schnell wegräumen können, bevor sie umfallen.
Einmal muß der Fuhrmann die Dienste der Wundärztin in Anspruch nehmen, denn er hat sich übel den Rücken verrissen.
Der Blutegel mag aber nicht beissen... ewig lang versucht Wanja mit Engelsgeduld, einen Egel anzusetzen, erst Nummer 3 - Louise - näpft sich fest und versieht ihren Dienst. Am nächsten Tag geht es dem Fuhrmann tatsächlich besser - ob's aber am Blutegel lag, oder eher an den Spritzen, die er auch bekam, das sei dahingestellt...
Vor drei Jahren war Rufus als Halbjähriger mit dabei, diesmal haben wir Emmeram mitgenommen, damit er sich das "Mittelalter" mal anschauen kann. Wir lassen unser gar nicht mehr so kleines Fohlen frei mitlaufen und Emmeram saust quietschvergnügt kreuz und quer durchs Museum, von einem Besucher zum anderen. Er ist ganz offensichtlich begeistert von unserem Ausflug.
Emmeram ist der Liebling aller Kinder. Der junge Mann läßt einfach alles mit sich machen.
Trotzdem war es ein unglaublicher logistischer Aufwand, mit vier Pferden ins Museum nach Bad Windsheim zu reisen!
Wie immer gab es natürlich auch in diesem Jahr ein großes Erntedank-Festmahl.
Die Aufzählung der Speisen würde hier den Rahmen sprengen, aber das dekadente Highlight waren drei Gänse, jeweils gefüllt mit einer Wildente, diese gefüllt mit einer Wachtel, gefüllt mit Wachteleiern... Guten Appetit!
Und hier sind sie noch mal zum Abschluß, unser aller Lieblinge und die wahren Stars der Veranstaltung: die fünf freilaufenden Wollschweinferkel, immer und überall mit dabei...