Den Mittwoch nutzten wir, um einen Proberitt durch die Stadt zu machen.
Wir hatten sogar den Karren dabei, damit Hund Frieda und Frauchen Henrike auch mit dabei sein konnten.
Am Mittwoch Vormittag unterwegs: Oberstleutnant Uwe Henry Welther auf Verano, Hauptfeldwebel Steffi Steinmüller auf Lina, Bert auf dem Karren mit Rufus.
Womit wir nicht wirklich gerechnet hatten war der aggressive und außergewöhnlich rücksichtslose Großstadtverkehr in Münster. Die Kaserne liegt etwas abseits des Zentrums und wir mußten einige zweispurige Hauptstraßen entlangreiten, um zur Altstadt zu kommen. Verano wurde immer unruhiger, während Dutzende LKWs und Busse mit lautem Getöse an ihm vorbei brausten. Der ihm unbekannte Reiter konnte ihm da leider nicht ganz die erforderliche Sicherheit vermitteln. Ich bin schon ein gutes Stück zu Fuß nebenher gelaufen, die Grevener Straße entlang, aber dann setzte ich mich doch wieder hinten in den Karren.
Auf der stark befahrenen Steinfurter Straße passiert es dann:
Wir gehen vor der Kreuzung Ecke Wilhelmstraße auf die Ampel zu, die gerade rot wird. Wir stehen auf der mittleren Fahrspur, da wir geradeaus zum Schloß wollen. Vor uns stehen Autos, neben uns auf der linken Spur ebenfalls anhaltende Autos, rechts ist die freie Bus- und Rechtsabbiegerspur. Da kommt von hinten mit vollem Karacho ein Stadtbus angekachelt, der völlig ohne Rücksicht keinen halben Meter hinter Verano vorbei braust, um rechts an uns vorbei zu fahren. Das war unserem jungen Pferd zu viel: Verano weicht aus, geht ein paar Schritte rückwärts, und obwohl ich aus dem Karren springe und ihn am Zügel nehme, rumpelt er seitlich in ein Auto. Ein Riesen Schreck für alle Beteiligten!
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An dem Eck ist eine Tankstelle, dort konnten wir uns wieder sammeln. Nachdem meine Hände etwas aufgehört hatten zu zittern, gab ich der Autofahrerin und ihrem Mann meine Personalien und die Daten zur Haftpflichtversicherung. Nach dem allerersten Schreck waren die Leute sehr nett und verständnisvoll. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für die rasche Deeskalation an die Geschädigten. Die ebenfalls zufällig anwesende Polizei war nicht wirklich hilfreich, der Beamte hat sich ausschließlich für unsere nicht mitgeführten Ausweise interessiert. Die Tatsache, daß uns ein Stadtbus fast über den Haufen gefahren hat, wurde komplett ignoriert. Im Gegenteil, uns wurde mehr oder weniger das Recht zur Teilnahme am Straßenverkehr zu Pferde abgesprochen. Vielleicht war der Polizeibeamte aber mit der Situation auch nur ähnlich überfordert wie wir mit unseren zappelnden Pferden an der Tanke.
Nachdem also alle wieder aufgesessen sind, gingen wir vorbei an der Kaserne des 1GNC Richtung Schloß. Hier wurden wir mit dem nächsten Problem konfrontiert: die Straßen waren alle gesperrt, weil zur Zeit in Münster der Send, der große Jahrmarkt, auf dem Schloßplatz stattfindet. Wir mußten uns durch Absperrungen, zwischen engen Pollern hindurch und an nicht informierten Ordnungsamtpersonen vorbei unseren Weg zur Altstadt bahnen. Einmal hilft nur "Das sind NATO-Pferde, die brauchen keine Plakette und gehen Sie nix an". In der Altstadt konnten wir erst einmal aufatmen: kein Schwerverkehr mehr, nur viele Leute und Radler - aber das stört unsere Pferde ja nicht.
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Angesichts der Ereignisse haben wir aber beschlossen, daß es besser ist, wenn Bert auf Verano reitet - auf den Chef hört er halt doch besser.
Nach unserer Rückkehr zur Kaserne und einer gebührenden Ruhepause wurden die Pferde nachmittags noch einmal aufgesattelt und die drei Reiter drehten noch eine - diesmal total entspannte - Runde in der neu aufgestellten Besetzung: Henry auf Rufus, Steffi auf Lina, Bert auf Verano.