Am 27. März 2025 fand im westfälischen Münster ein "Change of Command" beim 1. German-Netherlands Corps statt.
Das 1GNC wurde 1995 gegründet. Damals bestand es aus deutschen und niederländischen Soldaten. Inzwischen dienen im 1. deutsch-niederländischen Korps 12 Nationen, die im Laufe des Jahres durch 4 weitere Nationen verstärkt werden. Die Leitung wechselt alle 3 Jahre, alternierend zwischen einem niederländischen und einem deutschen Kommandeur. Der deutsche Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, und der niederländische Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jan Swillens, übergaben also am 27. März 2025 turnusmäßig das Kommando vom niederländischen Generalleutnant Nico Tak an den deutschen Generalleutnant Peter Mirow.
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Der scheidende Generalleutnant Tak war sehr beliebt und es wird für ihn eine ganz besondere Abschiedszeremonie zelebriert. Dank unserer freundschaftlichen Beziehung zu Oberstleutnant Uwe Henry Welther nehmen wir mit unseren Pferden an der Zeremonie teil. Wir bilden quasi den deutschen Teil der Reiter-Eskorte und reihen uns hinter der Ehrenkutsche ein, während vor der Ehrenkutsche vier Reiter und ein Kommandeur der niederländischen "Cavalerie Ere-escorte" reiten. Die niederländische Kavallerie Ehren-Eskorte ist eine militärische Reservisteneinheit, die bei Bedarf für Zeremonien rund um die königliche Familie aktiviert wird.
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Nach gut 7 Stunden Anfahrt - die erste Fahrt mit unserem neuen 3-Pferde-Hänger - trafen wir am 25. März in Münster ein.
Da der Kommandeur der deutschen Kaserne Bedenken hatte wegen der Unterbringung unserer Pferde, wurden wir von den Niederländern in der Prins-Claus-Kazerne aufs Allerfreundlichste aufgenommen.
Den Mittwoch nutzten wir, um einen Proberitt durch die Stadt zu machen.
Wir hatten sogar den Karren dabei, damit Hund Frieda und Frauchen Henrike auch mit dabei sein konnten.
Am Mittwoch Vormittag unterwegs: Oberstleutnant Uwe Henry Welther auf Verano, Hauptfeldwebel Steffi Steinmüller auf Lina, Bert auf dem Karren mit Rufus.
Womit wir nicht wirklich gerechnet hatten war der aggressive und außergewöhnlich rücksichtslose Großstadtverkehr in Münster. Die Kaserne liegt etwas abseits des Zentrums und wir mußten einige zweispurige Hauptstraßen entlangreiten, um zur Altstadt zu kommen. Verano wurde immer unruhiger, während Dutzende LKWs und Busse mit lautem Getöse an ihm vorbei brausten. Der ihm unbekannte Reiter konnte ihm da leider nicht ganz die erforderliche Sicherheit vermitteln. Ich bin schon ein gutes Stück zu Fuß nebenher gelaufen, die Grevener Straße entlang, aber dann setzte ich mich doch wieder hinten in den Karren.
Auf der stark befahrenen Steinfurter Straße passiert es dann:
Wir gehen vor der Kreuzung Ecke Wilhelmstraße auf die Ampel zu, die gerade rot wird. Wir stehen auf der mittleren Fahrspur, da wir geradeaus zum Schloß wollen. Vor uns stehen Autos, neben uns auf der linken Spur ebenfalls anhaltende Autos, rechts ist die freie Bus- und Rechtsabbiegerspur. Da kommt von hinten mit vollem Karacho ein Stadtbus angekachelt, der völlig ohne Rücksicht keinen halben Meter hinter Verano vorbei braust, um rechts an uns vorbei zu fahren. Das war unserem jungen Pferd zu viel: Verano weicht aus, geht ein paar Schritte rückwärts, und obwohl ich aus dem Karren springe und ihn am Zügel nehme, rumpelt er seitlich in ein Auto. Ein Riesen Schreck für alle Beteiligten!
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An dem Eck ist eine Tankstelle, dort konnten wir uns wieder sammeln. Nachdem meine Hände etwas aufgehört hatten zu zittern, gab ich der Autofahrerin und ihrem Mann meine Personalien und die Daten zur Haftpflichtversicherung. Nach dem allerersten Schreck waren die Leute sehr nett und verständnisvoll. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für die rasche Deeskalation an die Geschädigten. Die ebenfalls zufällig anwesende Polizei war nicht wirklich hilfreich, der Beamte hat sich ausschließlich für unsere nicht mitgeführten Ausweise interessiert. Die Tatsache, daß uns ein Stadtbus fast über den Haufen gefahren hat, wurde komplett ignoriert. Im Gegenteil, uns wurde mehr oder weniger das Recht zur Teilnahme am Straßenverkehr zu Pferde abgesprochen. Vielleicht war der Polizeibeamte aber mit der Situation auch nur ähnlich überfordert wie wir mit unseren zappelnden Pferden an der Tanke.
Nachdem also alle wieder aufgesessen sind, gingen wir vorbei an der Kaserne des 1GNC Richtung Schloß. Hier wurden wir mit dem nächsten Problem konfrontiert: die Straßen waren alle gesperrt, weil zur Zeit in Münster der Send, der große Jahrmarkt, auf dem Schloßplatz stattfindet. Wir mußten uns durch Absperrungen, zwischen engen Pollern hindurch und an nicht informierten Ordnungsamtpersonen vorbei unseren Weg zur Altstadt bahnen. Einmal hilft nur "Das sind NATO-Pferde, die brauchen keine Plakette und gehen Sie nix an". In der Altstadt konnten wir erst einmal aufatmen: kein Schwerverkehr mehr, nur viele Leute und Radler - aber das stört unsere Pferde ja nicht.
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Angesichts der Ereignisse haben wir aber beschlossen, daß es besser ist, wenn Bert auf Verano reitet - auf den Chef hört er halt doch besser.
Nach unserer Rückkehr zur Kaserne und einer gebührenden Ruhepause wurden die Pferde nachmittags noch einmal aufgesattelt und die drei Reiter drehten noch eine - diesmal total entspannte - Runde in der neu aufgestellten Besetzung: Henry auf Rufus, Steffi auf Lina, Bert auf Verano.
Donnerstag, 27. März 2025, 10:00 Uhr
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Unsere kleine Reitereskorte steht bereit.
Für die zwei Pferde der Reiter in Uniform sind extra Schabracken und Ohrenschoner mit dem Wahlspruch der 1GNC "Communitate valemus " ("Gemeinsam sind wir stark") angefertigt worden.
In der Mitte reitet Bert als "Friedensreiter", der 1648 in Münster als Bote den Westfälischen Frieden verkündet hatte.
Gemeinsam mit den niederländischen Pferden und Reitern machen wir uns auf den Weg zur 1GNC Kaserne, wo die Ehrenkutsche bereit steht.
Ich darf mit dem Veterinär im Van hinterherfahren. Wir werden von Polizeifahrzeugen eskortiert, diesmal werden wir also von keinen Bussen bedrängt. Nur den Münsteraner Radfahrern ist das Konzept einer Polizeiabsperrung wohl nicht bekannt, die drücken sich überall durch, sogar zwischen den Pferden.
FILM unterwegs / von der Prins-Claus-Kazerne zum 1GNC
FILM Abholung der Ehrenkutsche
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Wir stellen uns sinnigerweise in der Pferdegasse auf und warten geduldig auf unseren Einsatz...
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Dann endlich der große Auftritt:
Die niederländische Eskorte voraus, dann die Ehrenkutsche und als Abschluß die drei bayerischen Puschelponies...
FILM Einritt mit der Ehrenkutsche
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Der Kommandeur der Cavalerie Ere-escorte salutiert vor Generalleutnant Nico Tak am Rednerpult.
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Generalleutnant Tak steigt in die Kutsche, vor der Tribüne steigt dann seine Frau zu und der ganze Zug dreht eine Ehrenrunde über den Domplatz.
FILM Reiter-Eskorte für Generalleutnant Tak
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Die Reitereskorte verläßt den Domplatz und nach einer kleinen Runde durch die Altstadt werden die Ehrengäste zum Rathaus gebracht, wo der feierliche Empfang stattfindet.
FILM Ausritt und Geleit der Ehrenkutsche durch Münster
Ankunft am Rathaus
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FILM Abritt am Rathaus nach getaner Arbeit
Nachdem wir die Pferde wieder sicher zur Kaserne zurück gebracht haben, können auch wir noch kurz den offiziellen Empfang im Festsaal des Rathauses geniessen. Ein einsames Tablett mit Häppchen retten wir vor dem letzten Gang in die Mülltonne - der Tonnendeckel war schon auf.
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FILM Veranstaltung auf dem Domplatz / komplett (52:44)
FILM Change of Command 2025 (offizielles Video mit Drohnenaufnahmen)
Wir nutzen das schöne Wetter und spazieren noch ein wenig durch Münsters Altstadt. Begleitet werden wir von unserem Freund Sebastian Slawik, der in Münster arbeitet und sich die Mittagspause freigenommen hat, um uns zu treffen. Leider haben wir eigentlich viel zu wenig Zeit, denn Hund und Pferde warten in der Kaserne auf uns.
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Freitag, 28. März 2025
Wir packen unsere Siebensachen zusammen, säubern den Paddock, bzw. lassen unseren Misthaufen von der großen Kehrmaschine einsammeln, und schippern gemütlich wieder nach Hause.
FILM Kehrmaschine
FILM Einsteigen in den Hänger
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