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Nur drei Kilometer flussaufwärts von Waldheim entfernt erhebt sich die Burg Kriebstein auf steilem Felsen über der Zschopau.

Innerhalb der großen Gruppe der Höhenburgen verkörpert sie den Typ der Bergspornburg d.h. die Anlage liegt auf dem äußersten Ausläufer eines von drei Seiten von der Zschopau in weitem Bogen umflossenen Bergsporns. Dieser ist vom ansteigenden Hinterland durch einen künstlich eingetieften Halsgraben abgetrennt. Typologisch stellt Kriebstein die Kombination einer Turmburg mit einer Ringburg von ovalem Grundriss dar.

Als Dominante erhebt sich auf der höchsten Felsenklippe der monumentale Wohnturm. Bei einer Kantenlänge von 22 x 12 Metern erreicht der Turm bis zur Wetterfahne eine Höhe von 45 Meter. Seine noch spätmittelalterlichen Erkertürmchen und der Dachreiter, bestimmen das reizvolle Bild der Burg, mit der unverwechselbaren Dachsilhouette. Um den Wohnturm gruppieren sich das turmartige Torhaus, die Ringmauer mit dem Wirtschaftsflügel, dem Küchenbau und weiteren Anbauten einschließlich des Kapellenflügels. Östlich an den Kapellenflügel schließen sich die zweijochige, kreuzrippengewölbte gotische Halle sowie das hintere Schloss an. Dieser Gebäudekomplex unmittelbar über dem Steilhang der Zschopau ist durch ein durchgehendes Obergeschoss aus dem 17. Jahrhundert zusammengefasst. Unmittelbar an den Wohnturm fügt sich im Mittelpunkt der Burg, der spätgotische Küchenbau an. Geschlossen wird die Gesamtanlage durch einen Wirtschaftsflügel, der u.a. den Festsaal (jetzt als Konzert- und Veranstaltungssaal genutzt) und die Brunnenstube enthält, sowie die nördliche Wehrmauer, die wieder an das Torhaus stößt.

Mit ihrer Gründung war die Burg Kriebstein Wohn- und Herrschaftssitz der Familie von Beerwalde, deren Besitz bereits vor 1400 die Städte Waldheim und Hartha einschloss. Damit kann der Wohnturm als einheitlicher Neubau des Dietrich von Beerwalde ab 1384, betrachtet werden. 1407 wurde der Burgherr aufs neue mit Kriebstein belehnt, und auch die neu errichteten Gebäude, die über dem Zschopausteilhang hinausgeschobenen Anbauten (Kapellenflügel, gotische Halle) sowie kleinere Wirtschaftsgebäude können als vollendet gelten. Nach dem Tod Dietrichs im Jahre 1408 fiel die Herrschaft Kriebstein an seine Witwe Elisabeth und nach deren Tod an die Tochter Klara als Leibgedinge.

Mit dem Erwerb der Burg und Herrschaft Kriebstein durch Hugold III. von Schleinitz im Jahre 1465, begann die zweite wesentliche Epoche in der Baugeschichte der Burg. Schleinitz als Obermarschall von Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht betraute ab 1471 Arnold von Westfalen, den berühmten Erbauer der Albrechtsburg zu Meißen, mit größeren Um- und Erweiterungsbauten. Das von diesem überragenden Baumeister geschaffene Formengut der ausgehenden Gotik findet sich auch in diesem Bauwerk. Baumeister Arnold von Westfalen leitete den Um- und Neubau des Wirtschaftsflügels mit dem" neuen Tanzsaal" und der Brunnenstube sowie des sogenannten "hinteren Schlosses" und den Neubau des Küchenhauses, deren typische Fensterformen eindringlich Zeugnis von seiner Tätigkeit ablegen. Mit der genannten Baumaßnahme hatte die Burg Kriebstein ihre noch heute sichtbare Ausdehnung erhalten. Sie konnte sich trotz späterer Erweiterungen und baulichen Veränderungen ihren gotischen Charakter bis in die Gegenwart hinein bewahren.

Nach dem Tode Hugold von Schleinitz' im Jahre 1490, folgten häufige Besitzerwechsel ohne größere Bautätigkeit. Unter Georg von Carlowitz (1544 - 1550) erreichte die Herrschaft Kriebstein mit Dörfern und den beiden Städten Waldheim und Hartha ihre größte territoriale Ausdehnung. Das letzte Drittel des 17. Jahrhunderts war unter der Herrschaft deren von Schönberg von einer regen Bautätigkeit bestimmt. Es entstanden die Aufstockungen der sich dem Wohnturm anschließenden Anbauten und des Torhauses sowie das zwischen diesen beiden Baukörpern eingespannte Treppenhaus. An die bescheideneren baulichen Maßnamen der Herren von Milkau erinnern noch heute die Inschriften auf den Wetterfahnen der Dachreiter des Wohnturms und des Torhauses.

Im Jahre 1825 erwarb Hanscarl von Arnim aus dem Hause Planitz bei Zwickau die Burg Kriebstein, welche dann bis 1945 im Besitz der Familie von Arnim verblieb. Unter Leitung des Hofbaumeisters Carl Moritz Haenel erfuhr die Burg in den Jahren 1866 - 1868 durchgreifende Änderungen nach nutzerpraktischen Gesichtspunkten, in den Formen der Neogotik. Diese letzten größeren baulichen Veränderungen sind zwar gediegen in der Ausführung, bringen aber doch eine gewisse Unklarheit in das monumentale mittelalterliche Bauwerk. Neben teilweiser Änderung der Raumaufteilung im Inneren wurden ein Gebäude des Wirtschaftsflügels um zwei Stockwerke reduziert und die nördliche Wehrmauer unter Verlust des hölzernen Wehrgangs stufenförmig abgetragen, aber auch ein Bereich der Ringmauer durch stützende Strebepfeiler gesichert. Gravierend sind die Umbauten am Küchenhaus. Der ursprüngliche Fachwerkbau mit einem Krüppelwalmdach wurde massiv ersetzt und leider auch der mächtige Kaminschlot nebst Herdstelle abgerissen.

Bereits im Jahre 1930 wurden Teile der Burg Kriebstein zur Besichtigung für die Öffentlichkeit freigegeben. Bemerkenswert ist, dass die Burganlage durch die Familie von Arnim stets sorgsam instand gehalten wurde und auch aufwendigen Restaurierungsarbeiten (Kapelle) ohne staatliche Zuschüsse erfolgten. Dieses Engagement trug wesentlich zum Ruf „der schönsten Ritterburg Sachsens" bei. Nach der Enteignung der Familie von Arnim im September 1945 wurde die Burg nunmehr „volkseigen“ - zunächst zu Wohnzwecken und von der Forstverwaltung genutzt. Das Museum konnte am 6. August 1949 neu eröffnet werden. Die Burg Kriebstein mit ihrem Museum ist seit dem 1. Januar 1993 Eigentum des Freistaates Sachsen und untersteht der Sächsischen Schlösserverwaltung im Landesamt für Finanzen.

www.burg-kriebstein.eu


Die komplette Ausmalung der Burgkapelle gehört zu den vornehmsten und besterhaltensten spätmittelalterlichen Bildprogrammen im gesamtdeutschen Raum. Sie entstand im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts und verkörpert sehr anschaulich den zu jener Zeit vorherrschenden Weichen Stil und die ausgeprägte Marienverehrung.

Das Hauptthema der Kapellenmalereien ist der Jungfrau Maria gewidmet. Fast durchgängig findet sich die Marienthematik in folgenden Bildern: Marienkrönung, Marientod, Anbetungsszene und die überlebensgroße apokalyptische Madonna im Strahlenkranz. Der Themenkreis der Kapellenmalerei umfasst weitere Darstellungen der christlichen Ikonog raphie, wie z.B. die Hölle mit dem Zuge der Verdammten, die Seelenwägung, die Legende vom Drachentöter St. Georg und dem Heiligen Martin, der mit einem Bettler seinen Mantel teilt, die Anbetung des Christenkindes und über dem Altar die Kreuzigungsszene.

Mit der Reformation in Sachsen wurden die katholischen Bildwerke vollständig überstrichen und in den nachfolgenden Jahrhunderten noch mehrmals überformt. Die Wandmalereien wurden bei Sicherungsarbeiten des felsigen Baugrundes im Jahre 1933 entdeckt, freigelegt und restauriert. Schon bald zeigten sich Schäden – bedingt durch das eingebrachte Bauwasser und verstärkt durch die angewandte „Konservierungs-“ Methode. Hinzu kam eine zunehmende Verschmutzung, infolge eines extensiven und ungehemmten Besucherverkehrs in der Kapelle. Sowohl der besorgniserregende Zustand der Wandmalereien als auch auch der Wunsch nach einer angemessenen Präsentation für die Öffentlichkeit, ließen die Museumsleitung über lange Jahre beharrlich um deren Erhalt ringen.

Umfangreiche bauliche Vorarbeiten waren bereits in den achtziger Jahren notwendig zur Stabilisierung der bauphysikalischen Situation. Dank der Unterstützung durch das Landesamt für Denkmalpflege und der Hochschule für Bildende Künste Dresden kam letztendlich das alles entscheidende Projekt zur Konservierung und Restaurierung der Kapelle im Jahre 1994 zustande. Die Restaurierung der Burgkapelle mit ihren einzigartigen Wandmalereien besitzt Modellcharakter für vergleichbare Fälle von Schadensbildern.


In den Jahren 2006 bis 2009 waren wir regelmässig zu Gast auf der Kriebstein und durften diesen außerordentlichen Rahmen für eine jährliche Living-History-Veranstaltung nutzen. Hier ein paar Impressionen dieser Burgbelebungen: