Wir begleiten die Legionäre von Kipfenberg bis Aalen.
Ab Ende Juli 2023 wollen die Legionäre Tommes Rute, Tobias Nettekoven und Michael Höller innerhalb von 5 Wochen den gesamten "trockenen Limes" entlang marschieren, vom Kastell Abusina (Eining bei Kelheim) bis Rheinbrohl (bei Koblenz). Das Troßfahrzeug wird von Evelien Peeters gesteuert, die hier wirklich "Mädchen für alles" ist: Fahrerin, Fotografin, Public Relations Beauftragte, Krankenschwester, Seelsorgerin...
Nadine Adam begleitet das Grüppchen während der ersten zwei Wochen, Roland K. marschiert tageweise mit.
Wir steigen am dritten Marschtag in Kipfenberg ein und planen, bis Aalen oder vielleicht noch einen Tag länger bis Schwäbisch Gmünd zu marschieren.
Die Rechte an den verwendeten Bildern liegen zum größten Teil bei Spielplan Agentur (Evelien Peeters und Tobias Nettekoven), ansonsten haben wir eigene Fotos verwendet und ein paar Bilder von Nadine Adam.
Am 1. August verladen wir Rufus und den bereits vorbereiteten Karren und fahren nach Kipfenberg.
Das Römer- und Bajuwarenmuseum heißt die Limeswanderer herzlich willkommen und wir werden königlich bewirtet.
Allerdings haben wir zunächst mal alle Hände voll zu tun, unser Gepäck auf den Wagen zu packen und dann die leeren Fahrzeuge zum Limeseum nach Ruffenhofen zu bringen, wo wir am Samstag planmäßig ankommen sollen.
Marschtag 03 (unser erster Marschtag) - von Kipfenberg nach Burgsalach:
Die Nacht ist kurz, denn um 4:45 Uhr stehen wir auf. Tommes möchte die Tagesetappen sehr früh starten und auch ohne größere Pausen durchmarschieren, so daß wir das jeweilige Ziel bereits am frühen Nachmittag erreichen. Zum einen stehen wir dort dann den Besuchern zur Verfügung - es wurde Werbung gemacht und vielerorts werden die Römer ins Kinder-Ferienprogramm integriert - andererseits bleibt den Marschierern mehr Zeit, sich für die nächste anstrengende Etappe angemessen zu regenerieren.
Für die Fuhrleute stellt das eine Herausforderung dar, denn vor 5 Uhr ist es nicht hell, und es dauert seine Zeit, das Fuhrwerk marschfähig zu machen. Die einzelnen Schritte (Wagen beladen, Pferd putzen, aufschirren, Koppel abbauen, abmisten und zuletzt das Pferd vor den Wagen spannen) können nur sukzessiv durchgeführt werden. Die Fußtruppen haben ihr Bündel schon längst geschnürt und sind abmarschfertig. Wo man uns bei den diversen Aufgaben zur Hand gehen könnte, um den Aufbruch zu beschleunigen, muß erst noch ausgetestet werden. Und so kommen wir eine gute Stunde später los als geplant.
Wir haben unseren Livetrack über Locus Maps aktiviert. |
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Das Wetter beschert uns beständigen Regen. Alles ist durchweicht, insbesondere die Schuhe und Füße der Wanderer. Die aufgeweichte Haut ist wund und voller Blasen.
Evis Troß-Jeep hat sich mit Schlamm getarnt und wir erwägen, den "Limesmarsch" in "Limesmatsch" umzutaufen.
Ankunft in Burgsalach am Römererlebnispfad. Die kleine Wirtschaft neben dem Sportplatz erwartet uns mit einem leckeren Imbiss und freien Getränken, später gibt es noch Waffeln und Kaffee. Wir sind eigentlich hundemüde, aber das Kinder-Ferienprogramm findet hier regen Anklang. Trotz Regenwetters drängen sich Dutzende Kinder und Jugendliche um uns, stellen Fragen, begutachten die Ausrüstung der Legionäre. Mit solch einem Ansturm hat hier niemand gerechnet, am allerwenigsten die Organisatoren des Programms vor Ort. Wir sind alle überwältigt, daß die Römer auf solch ein enormes Interesse stossen.
Das Wetter ist leider nach wie vor miserabel. Es regnet den gesamten Nachmittag und abends klart es auf zum Wolkenbruch. Glücklicherweise können wir in der Hütte im Trockenen übernachten - eine Toilette befindet sich in einem kleinen Schuppen nebenan - und sogar Rufus darf sich unters Dach des Vorbaus flüchten. Mit Bänken und Seil sperren wir ihm einen kleinen Paddock ab.
Von verschiedenen Anwohnern erhalten wir Heuspenden, so viel können wir gar nicht auf einmal verfüttern. Wir verpacken das Heu in große Mülltüten, damit es trocken bleibt, und das Muli (der Jeep) bekommt ein weiteres voluminöses Gepäckstück aufgebuckelt.
Marschtag 04 - von Burgsalach über Weißenburg nach Rittern:
Nach längerer Überlegung, ob wir die Route nicht verkürzen sollten, beschließt Tommes, doch an der ursprünglichen Strecke mit dem Abstecher über Weißenburg festzuhalten.
Wieder werden wir getrennt, weil wir bei einem langen steilen Abstieg einfach zurückbleiben - das Pferd muß bergab sehr langsam gehen, um den schweren Karren zu bremsen. Erst am Römertor im Kastell Biriciana (Weißenburg) finden wir wieder zueinander.
Tommes hat die kommenden Etappen so überarbeitet, daß wir uns nicht mehr auf den Limeswanderweg verlassen, denn dieser ist streckenweise in sehr schlechtem Zustand, zugewuchert und unwegsam. Stattdessen weichen wir zeitweise auf den Limesradweg oder andere Wege aus - vor allem wegen unseres Fuhrwerks, um überflüssige Höhenmeter zu umgehen und nicht im Gestrüpp auf einem verwahrlosten Pfad hängen zu bleiben.
Wir ziehen durch Ellingen (unten links: Pleinfelder Tor). In Dorsbrunn müssen wir unser Fuhrwerk einen steilen, glatt geteerten Pfad hinunter bugsieren und unten vorsichtig an dem Poller vorbei zirkeln (unten rechts). Der arme Rufus, dem auf dem glatten Untergrund bergab die Füße wegrutschen, wird beim Bremsen des Karrens von den Legionären unterstützt, die sich tapfer hinten in die Seile hängen (FILM)
Oberhalb von Rittern lagern wir an den Grundmauern eines Wachturms. Zwar ist die für uns vorgesehene Wiese nicht gemäht, aber es ist trotzdem ein schönes Plätzchen. Der Bürgermeister kommt noch vorbei und bringt uns Getränke und Brennholz. Auch unser extra mitgeführter mobiler Donnerbalken nebst Spaten kommt diesmal im angrenzenden Maisfeld zum Einsatz.
Der Marsch in voller Montur hat alle ausgelaugt. Die Legionäre sind fertig mit der Welt und unsere gute Seele Evelien muß etliche geschundene Füße verbinden.
Der Limesmarsch wird unter anderem gesponsort von der Marke Legio, die das typisch römische Getränk Posca (gesüßtes Essigwasser) herstellt und in Dosen auf den Markt bringt. Dahinter steckt Géza Frank alias Flavius Stilicho, mit dem wir seinerzeit den Limesmarsch 2021 unternommen haben. Das alkoholfreie isotonische Getränk ist sehr erfrischend, wenn auch auf den ersten Schluck etwas gewöhnungsbedürftig und für meinen Geschmack etwas zu süß. Jedenfalls haben wir dank großzügiger Spende jede Menge Posca zur Verfügung und Evi fängt die Wanderer alle paar Kilometer ab, um erfrischende Getränke zu reichen. Auch Rufus scheint Gefallen an dem Geschmack zu finden... (FILM)
Zumindest haben wir heute eine Regenpause, obwohl die Nacht stürmisch und sehr kalt ist.
Marschtag 05 - von Rittern über Gunzenhausen nach Kleinlellenfeld:
Das Wetter ist uns immer noch nicht wohlgesonnen, obwohl es heute zumindest weitgehend trocken bleibt.
Das frühe Aufstehen ist bereits zur Routine geworden, aber heute morgen lassen wir uns etwas mehr Zeit. Schließlich wurde das komplette Lager aufgeschlagen und das muß alles wieder verräumt werden. Auf ein Frühstück verzichten wir trotzdem, wie jeden Morgen, stattdessen richten wir ein paar Snacks (Wurst, Käse, Äpfel, Trockenobst) für unterwegs her. Das kann vom Fuhrwerk aus an die Legionäre verfüttert werden. Nur die 2, 3 Kaffeejunkies brauen sich in der Früh einen heißen Zaubertrank...
Die Legionäre machen sich heute ohne Marschgepäck auf den Weg, wir kommen relativ gut voran.
Östlich von Gunzenhausen erreichen wir am Kleinkastell am hinteren Schloßbuck den nördlichsten Punkt des Rätischen Limes.
Wegen einer Straßensperrung finden wir uns dann mitten in der Altstadt von Gunzenhausen wieder.
Und weiter geht's durchs Fränkische Seenland - hier ist das Gelände eben und unspektakulär.
In Kleinlellenfeld lagern wir wieder an altem Gemäuer. Dieser Wachturm bzw. dessen Grundmauer steht heutzutage allerdings in unmittelbarer Nähe zur Feuerwehr, was uns leichten Zugang zu Wasser und Toiletten beschert. Das Lager ist sehr apart geworden, denn wir können symmetrisch links und rechts vom Turmfundament das Zelt bzw. die Fuhrwerksplane aufbauen. Schön gleichmäßig - sehr römisch.
Ein kleiner Junge kommt mit seinem Kettcar aus dem Dorf zu unserem Lager gefahren und bringt uns frische Eier. Der Opa hat ihn geschickt. Immer wieder erhalten wir unterwegs Lebensmittelgeschenke.
Marschtag 06 - von Kleinlellenfeld nach Ruffenhofen:
Der Marsch heute ist geprägt von Pausen durch Besuche und Gespräche am Wegesrand, sowie Neuplanungen der Route. So erwartet uns an der sogenannten Teufelsmauer der 92-jährige ehemalige Kreisheimatpfleger und hält uns einen begeisterten Vortrag. Er ist ziemlich enttäuscht, daß wir ihn nach kurzer Zeit stehen lassen - aber unser Weg ist noch weit und "stop and go" ist kein gutes Wanderkonzept...
Aufgrund der nassen Wiesen sind wir gegen Ende etwas landeinwärts eingebogen und haben uns 1,6 km gespart. Die Füße von Tobias und Michl sehen nach wie vor alles andere als gut aus, aber sie kämpfen sich tapfer durch!
In Ruffenhofen werden wir von der Cohors IX Batavorum mit großem Bahnhof empfangen und die restlichen Kilometer hinauf zum Limeseum geleitet.
Am späteren Nachmittag erhalten wir Besuch von einer lieben Freundin aus Ansbach und ihrem Ehemann. Sie kommen mit einem großen Picknick-Korb mit Kaffee und leckeren süßen Stückchen. Außerdem spenden sie noch Melone und Schinken - die werden erst einmal im Jeep verstaut, die werden wir später verzehren. Mit dabei ist Quintus Flavius Fortis, der Bär - denn Annerose Schneider ist "Teddymacherin". |
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Abends sitzen wir noch eine Weile gemütlich mit den Batavern ums Feuer. Rufus ist mit dabei in trauter Runde.
Leider wird unser Aufenthalt in Ruffenhofen dann aber alles andere als erholsam: nachts beginnt es zu stürmen und in Strömen zu regnen. Das Wasser kommt waagrecht, die Temperaturen sinken unter 10 Grad. Das Zelt der Legionäre scheint wasserfest zu sein, aber unter unserer Plane pfeift es ungehindert hindurch. Zuerst ziehen wir uns unter ein Schindeldach zurück, aber auch da tropft es massiv durch. Ich flüchte mich in das Toilettenhaus und breite mein Bett im Vorraum aus. Bert packt Rufus - der auf seiner Riesenkoppel ständig prustet und sich vor irgendwas fürchtet - in den Pferdehänger und legt sich ins Auto zum Schlafen. Eine kurze Nacht...
Ruhetag im Limeseum in Ruffenhofen:
Wir nutzen den Ruhetag, um erst einmal das in Kipfenberg zurückgebliebene Auto zu holen, was gut 3 Stunden in Anspruch nimmt. Im Anschluß müssen wir unsere zwei Gespanne zum mutmaßlichen Endpunkt unser Wanderung bringen, nämlich nach Schwäbisch Gmünd. Mit dem kleinen Auto kehren wir dann - wiederum fast 3 Stunden später - zum Limeseum zurück.
Das Wetter ist einfach widerlich, es regnet stark und ohne Unterlaß.
Das Museum liegt auf einer Anhöhe und ist Wind und Wetter schutzlos exponiert. Laut Regenradar und Wetterprognose soll es gnadenlos durchregnen, den ganzen Sonntag und auch noch morgen, Montag, mindestens bis mittags.
Die Bataver bauen nach einer kurzen Vorführung ihre Zelte ab. In einer kurzen Regenpause steht Rufus noch mal als Reiterstandbild-Unterbau zur Verfügung.
Es weht ein eisiger Wind. Die Legionäre ziehen sich in ihr Zelt zurück, denn das Museum ist zu und draußen kann man sich nicht aufhalten.
Bert kann diese Nacht nicht mehr im Bus schlafen, denn der steht ja jetzt in Schwäbisch Gmünd, zusammen mit dem Pferdehänger. Zum Glück läßt der Sturm etwas nach. Es ist also nur noch naß und kalt, nicht mehr so extrem windig. So ist es möglich, unter der Plane am Fuhrwerk notdürftig zu schlafen. Bert könnte sich zwar auch in dem Toilettenbau im Trockenen hinlegen, aber er will lieber in Rufus' Nähe bleiben. Unser Pferd findet das Limeseum-Gelände nach wie vor extrem gruselig und er prustet und schnaubt und kommt nicht zur Ruhe. Mittlerweile ist ihm auch kalt, denn er stellt das Fell auf. Der arme Rufus wird mit unserer warmen Ziegenhaardecke eingepackt, die mit Stricken um seinen Bauch festgebunden wird. Das Mäntelchen ist nur ein improvisierter Helfer in der Not, scheint aber zu funktionieren, zumindest klappert Rufus nicht. Aber er fühlt sich hier nicht wohl, das merkt man ihm deutlich an...
Ich glaube, es ist für alle eine sehr unruhige Nacht.
Marschtag 07 - von Ruffenhofen nach Pfahlheim:
Am Montagmorgen, dem 7. August, feiern wir erst einmal Michls 50. Geburtstag.
Tommes hat gestern - von Michl völlig unbemerkt - sogar einen leckeren Geburtstagskuchen gebacken.
Michl ist sichtlich gerührt, er ringt nach Worten.
Nach der kurzen aber herzlichen Feier machen wir uns zum Aufbruch bereit - bei strömendem Regen.
Unser Weg führt teilweise durch ziemlich abenteuerliches Gelände - zumindest aus Sicht des Fuhrwerks. An einem Punkt wird der Fußpfad so bucklig, daß der Karren mit einem Rad hoch in der Luft hängt und um ein Haar umkippt. Zum Glück sitzt Bert auf dem Wagen und kann ihn durch Gewichtsverlagerung wieder ausbalancieren. Dann mündet der Pfad in eine Brücke... die zu schmal ist für das Fuhrwerk! |
Wir müssen umdrehen und mit Tommes eine karren-geeignete Umgehung suchen, während die anderen der geplanten Route folgen.
Nicht lange hin und ein umgestürzter Baum blockiert unseren Weg. Mit der kleinen Axt wird das Gelände neben dem Baum ein wenig freigehauen, herausstehende Äste entfernt, dann führt Bert Rufus außen an dem Baum vorbei (FILM). Geschafft! Ein Blick auf unser Navi bringt dann die Ernüchterung: wir hätten vorher abbiegen müssen! Auf einen Weg, der nicht mehr vorhanden war. Es hilft alles nichts, wir zirkeln Rufus ein zweites Mal an dem Baum vorbei (wieder FILM), diesmal in die andere Richtung. Und dann müssen wir eine Alternative finden, was de facto bedeutet: noch mehr Umweg.
Als wir endlich wieder zum Rest der Truppe treffen, warten diese bereits seit einer dreiviertel Stunde und sind völlig durchgefroren.
Tapfer kämpfen sich die römischen Soldaten weiter auf ihrem beschwerlichen Weg.
Der Aufstieg von Dambach nach Oberzell über eine Wiese ist mit dem Fuhrwerk eine echte Herausforderung und kaum zu bewältigen. Bert führt Rufus in Serpentinen den steilen Wiesenhang hinauf. Er muß den richtigen Winkel finden zwischen zu steil (Rufus schafft es nicht) und zu flach (der Wagen steht schief und droht zu kippen). Die Fußgänger sind schon oben - da fehlt noch ein wenig das Gefühl dafür, daß man das Fuhrwerk in solch einer Situation besser nicht allein lassen sollte. Wäre etwas schief gegangen, hätten die Helfer erst gute 200 Meter den Hang hinuntersprinten müssen, um den womöglich unter dem gestürzten Karren liegenden Bert zu befreien...
Und es hört einfach nicht auf zu regnen - das macht uns alle mürbe.
Müde und abgekämpft erreichen wir Pfahlheim, wo die Ferienkinder schon ungeduldig auf das Römerprogramm warten. Wieviele Kinder kann ein Legionär mit Schild abwehren?
Kaum sind wir in Pfahlheim angekommen, hört der Dauerregen endlich auf. Wir erhalten auch hier wieder leckeres Essen und Getränke ad libitum. Und - noch besser - wir dürfen die Nacht hier verbringen, in der netten Gartenlaube - mit Toilette, Sitzbänken und festem Dach über dem Kopf. Rufus bekommt eine große Koppel zwischen Obstbäumen zugewiesen und ist sichtlich zufrieden mit seiner neuen Unterkunft.
Eigentlich sollten wir nach dem Kinderprogramm im Ort noch 2 km weiter marschieren und die Nacht außerorts an einem Grillplatz verbringen. Nachdem wir mit den Leuten ins Gespräch gekommen waren, erhielten wir spontan das Angebot, über Nacht zu bleiben. Wir sind den Gartenfreunden Pfahlheim sehr dankbar, daß sie uns für diese Nacht beherbergt haben.
Abends können wir entspannen und in Ruhe unsere tägliche Puls kochen. Puls, das ist das Standardgericht der Römer: ein Getreidebrei mit verschiedenem Gemüse und Kräutern. Dazu kann man noch reinwerfen, was gerade zur Hand ist: Käse, Ei, Zwiebeln, Speck... Da Dinkel oder Emmer zu lange eingeweicht werden muß, nehmen wir unterwegs vorzugsweise rote Linsen als Grundlage für den Brei. Mit saisonalem Gemüse werden wir äußerst großzügig von Besuchern versorgt, meist direkt aus dem Garten geerntet - oder aber Evelien fährt einkaufen.
Michl ist auf der Lunge etwas angeschlagen und besucht den Arzt. Dieser verordnet ihm zwei Tage Pause...
Marschtag 08 - von Pfahlheim nach Aalen:
Da ich gut nachvollziehen kann, wie wichtig dieser Marsch für Michl ist, nachdem er sich schon so hart durchgekämpft hat, biete ich ihm für den heutigen Tag meinen Sitz hinten auf dem Fuhrwerk an. Stattdessen begleite ich Evelien im Jeep.
Morgens, als wir uns fertig machen und dann losmarschieren, werden wir von einem SWR-Kamerateam gefilmt für einen kurzen Beitrag im Regionalprogramm.
Heute haben wir noch zwei örtliche Begleiter dabei, die wir am Limestor in Dalkingen bzw. in Hüttlingen treffen.
Der ortskundige Signifer (in etwa: "Fähnrich") übernimmt die Führung. Der Weg wird durch vorgeschlagenen Routenänderungen allerdings immer länger.
Evelien verfolgt die Livetracks, um die Truppe alle paar Kilometer mit Getränken zu versorgen und auch um unterwegs gute Fotos zu machen - mehr als einmal wird sie von der neuen Wegführung überrascht. Eigentlich fahren wir den ganzen Tag diverse Feldwege an der geplanten Strecke entlang, um gute Foto-Hintergründe und Rastplätze zu suchen - um dann plötzlich festzustellen, daß die Legionäre irgendwo anders abgebogen sind. Für den ortsunkundigen Betrachter ist es sehr verwirrend.
Auch bei den Wanderern sinkt die Stimmung, während die Schmerzen in den Gliedern steigen.
Mit letzter Kraft kämpfen sich die tapferen Legionäre kurz vor Aalen eine Anhöhe hinauf. Die lächelnden Gesichter täuschen - alle sind fix und fertig und schleppen sich nur mühsam weiter.
Endlich dann die befreiende Ankunft in Aalen.
Vor dem Limesmuseum werden die Wanderer wieder von neugierigen Menschenmengen empfangen - viele davon haben unseren Weg online hautnah verfolgt und fiebern mit, daß wir es schaffen.
Ein letzter Galoppsprung und Rufus wird an unserem Nachtlagerplatz in der Reiterbaracke ausgeschirrt.
Mensch und Pferd brechen auf der Museumswiese zusammen.
Es ist geschafft.
Das Limesmarsch-Projekt wird hier in Aalen abgebrochen.
Das Regenwetter der letzten Tage und die klirrende Kälte hat die ambitionierten Pläne durchkreuzt und Spuren bei den Teilnehmern hinterlassen, die nicht so schnell behoben werden können.
Gesundheitliche Probleme, namentlich die heftige Erkältung bei Michl (durch das Schwitzen und dann wieder komplett auskühlen), zerschundene Füße bei allen Marschierern und (einige Tage später) ein Kreislaufkollaps bei Tommes bestätigen die Richtigkeit dieser Entscheidung.
Tommes' Kommentar hierzu:
Ruhetag im Limesmuseum in Aalen:
Aalen war das größte römische Reiterkastell nördlich der Alpen. Hier waren einst etwa 1000 Reiter und 1200 - 2000 Pferde stationiert.
Da das Museumsgelände rundherum sicher eingezäunt ist, darf Rufus einfach frei herumlaufen. Erst stürzt er sich voller Elan auf die saftige Wiese. Bald entdeckt er aber, daß es hier offenbar andere Pferde gibt. Es sind seine eigenen Spiegelbilder in den Museumsfenstern, die ihn faszinieren - unendlich viele Pferde! Und alle so hübsch wie er! Aber keiner will zu ihm kommen. Er rubbelt mit der Nase an den Scheiben, bis wir da einen Strick spannen, um einen eventuellen Schadensfall zu vermeiden. Rufus wirft das Köpfchen und galoppiert mit den anderen Pferden die Wiese auf und ab, daß die Fetzen fliegen. Wir müssen ihn sogar vorübergehend anbinden, bis er sich wieder beruhigt hat - damit aus der Museumswiese kein Museumsacker wird. Als wir ihn wieder laufen lassen, rennt er laut wiehernd zurück zu seinen Kumpels. Als es später wieder zu regnen anfängt, ist Rufus offenbar enttäuscht, daß ihn seine neuen Freunde nicht in ihren trockenen Stall hinein bitten, sondern ihn draußen im Regen stehen lassen. Er zieht sich frustriert zurück und parkt unter einem großen Baum ein.
Der ungeplante freie Tag in Aalen erlaubt es uns, das Museum in aller Ruhe und ausgiebig zu erkunden. Auch den Museums-Shop... *hüstel*
Ein letztes Mal Puls - diesmal mit selbst gesammelten Pilzen, lecker!
Rufus dreht ein paar kleine Runden als Reitpferd. Besonders Michl ist ihm in diesen paar Marschtagen sehr nahe gekommen. Die beiden haben wirklich einen Draht zueinander.
Später müssen wir den Karren zerlegen und das Auto beladen, das Bert wieder aus Schwäbisch Gmünd zurück nach Aalen geholt hat.
Wir verbringen noch eine zweite Nacht in der Reiterbaracke in Aalen, bevor wir am Mittwoch wieder nach Hause fahren - von Aalen über Ruffenhofen, wo das zweite Gespann stehengeblieben ist, nach Ammerfeld.
Rufus ist glücklich, wieder in seiner richtigen Herde zu stehen!
Pressebericht aus Aalen:
Bildergalerien von Spielplan Agentur / Ancient Tracks / Evelien Peeters und Tobias Nettekoven
Ausgewählte Bilder vom Limesmarsch VOR unserer Teilnahme:
(vom Start in Eining bis nach Kipfenberg)
01.08.2023 - unsere Ankunft in Kipfenberg:
02.08.2023 - von Kipfenberg nach Burgsalach:
03.08.2023 - von Burgsalach über Weißenburg zum Wachturm bei Rittern:
04.08.2023 - von Rittern über Gunzenhausen nach Kleinlellenfeld:
05.08.2023 - von Kleinlellenfeld nach Ruffenhofen:
06.08.2023 - Limeseum in Ruffenhofen:
07.08.2023 - von Ruffenhofen nach Pfahlheim:
08.08.2023 - von Pfahlheim nach Aalen:
09.08.2023 - Limesmuseum in Aalen:
Ausgewählte Bilder des weiteren Marschs NACH unserer Teilnahme:
(teilweise verkürzte Etappen durch Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz bis Rheinbrohl)