4. Tag: Delhi - Mandawa | Indien - Rajasthan | |
22. September 1994 Heute stand uns ein früher Aufbruch bevor, 260 km waren zu bewältigen. Auch hier wieder die Erfahrung mit indischer Bürokratie: An jeder Provinzgrenze muß der Bus vom Fahrer am Kontrollpunkt gemeldet werden und die Papiere müssen abgestempelt werden. Die Landschaft war durch den vorangegangenen Monsun noch grün, leider der einzige angenehme Nebeneffekt. Denn die Straßen waren noch in sehr schlechtem Zustand, so daß wir statt der erwarteten fünf Stunden für dieses Stück 9,5 Stunden benötigten und unserem Programm ein wenig hinterherhinkten. Am Spätnachmittag erreichten wir Mandawa, ein Nest. Selbst in Karten ist es kaum zu finden, eine Erwähnung in Reiseführern muß man mit der Lupe suchen. Wir bezogen Quartier in Castle Mandawa, einem echten Palast, dessen Besitzerfamilie auch selbst über Wohl und Wehe ihrer Gäste wacht. Abends unternahmen wir einen Spaziergang durch Mandawa. Prachtstücke des Ortes sind die reichbemalten Havelis, Häuser von Kaufleuten, die innen und außen verziert sind. Heute sind sie dem Verfall preisgegeben, die Familien, die es sich leisten können, sind nach Delhi und Bombay gezogen. In den Häusern leben die ehemaligen Dienstboten und hoffen, daß ihnen das Dach nicht über dem Kopf einfällt. Versuche, die Regierung um Zuschüsse zur Erhaltung dieser Prachtstücke zu bewegen, wurden im Keim erstickt, Indien hat kein Geld, um in solch abgelegene Projekte zu investieren. So ist zu vermuten, daß schon in wenigen Jahrzehnten durch Umweltverschmutzung und Verfall dieses Kulturgut zerstört ist. Zurückgekehrt erwartete uns der Rascha, der sich als besonders angenehmer Zeitgenosse erwies und dessen Ideen zur Förderung der Region bestimmt eine gute Grundlage geben. So wurde der Palast von einheimischen Handwerkern restauriert und ausgestaltet, lokale Künstler sorgten für die Dekoration und der Gesamteindruck ist prächtig. Wir erfuhren auch, daß der Hausherr selbst über die Einrichtung wacht und auswählt, was passend erscheint. So wurde nach dem Essen eine Besichtigung der Zimmer in eigener Regie angesetzt, denn wir stellten fest, kein Zimmer gleicht dem anderen. So hatten wir ein Turmzimmer mit Fensterdiwan, einen Traum aus 1001 Nacht, ein Bett auf einem Podest und und und. Jedes Zimmer war einzigartig und wunderschön. Nur die Wege, die dorthin führten, glichen einem Irrgarten, man konnte sich wirklich leicht verlaufen. Den Abend beschlossen wir auf der Dachterrasse mit dem Warten auf Sternschnuppen, wir wollten uns doch etwas wünschen. Leider vergeblich, so ging unser Wunsch nach einer weniger anstrengenen Fahrt auch nicht in Erfüllung. |
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Castle Mandawa | ||
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Alle Texte und Bilder © Antje Wiemers. HTML Progammierung Einar Stolle. |