Das bereits im Jahre 1476 gegründete Familienunternehmen liegt Anno Domini 1763 in den tüchtigen Händen des Fuhrmanns Archus Bonschab und seiner Frau Anna Maria.
Im Spätsommer 1763 machen Bonschab und Bonschabin einige Tage Station im Steigengasthaus Rose. Sie helfen dem befreundeten Wirt mit Ross und Wagen aus, denn der Amtmann hat sich zu einem Inspektionsbesuch im Gasthof einquartiert - und man will schließlich vor der Obrigkeit einen guten Eindruck machen.
Das Steigengasthaus Rose stammt aus Michelfeld im Kreis Schwäbisch Hall. Bevor die Straßen einen festen Unterbau erhalten, versucht man sie auf kürzestem Wege aus den sumpfigen Tälern heraus auf die trockenen Höhen zu führen. An diesen Steigen außerhalb der Ortschaften entstehen einsame Gasthäuser als Rast- und Vorspannstationen, so auch das Steigengasthaus Rose. In dem zweigeschossigen Neubau von 1750 liegen die Gasträume im 1. Stock, Ställe und Remise im Erdgeschoss. 1801 lässt es der damalige Besitzer Georg Seckel völlig erneuern. Ihm ist der Tanzsaal mit der weißen Stuckdecke zu verdanken. Nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts ein Ersatzbau erstellt wurde, fällt das Gebäude in einen Dornröschenschlaf, 1979 wird es im Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen aufgebaut und wieder "erweckt".
Das Fuhrunternehmen Bonschab verfügt über einen soliden, sehr gepflegten Fuhrpark und diverse Fuhrpferde, die je nach Art des Auftrags unterschiedlich eingesetzt werden können, getreu dem Firmenmotto "vehimur in tempore" - wir liefern in der Zeit.
Diverse Passagiere nehmen die Dienste des familienfreundlichen Fuhrunternehmens immer wieder gerne in Anspruch. Fragen Sie nach unseren Referenzen!
Für einige wenige Tage steht nun der selbstständige Fuhrmann Archus Bonschab dem Steigenwirt und dem Amtmann zu Diensten.
Hier sind die Pferde untergebracht.
Eine junge Schankmagd macht sich aus der Gaststube davon und verdingt sich den Fuhrleuten als Rossmagd für den Zeitraum ihres Aufenthalts am Steigengasthof.
Der Fuhrmann begibt sich frühmorgens zur Ortschaft und nimmt dort den Amtmann in Empfang, der vorübergehend im Roten Ochsen logiert hatte. Archus Bonschab stellt dem Amtmann ein Reitpferd, denn dieser wünscht, standesgemäß hoch zu Ross zur Inspektion des Steigengasthauses aufzubrechen. Das spartanische Reisegepäck wird auf dem Karren verstaut.
Zwei junge Schankmägde freuen sich, daß sie auch noch ein Plätzchen auf dem Karren finden und nicht zu Fuß von der Ortschaft bis zum Steigengasthaus wandern müssen. Der Pastor folgt ihnen entschlossenen Schrittes.
Sorgenvoll schaut der Wirt aus dem Fenster und wartet auf seinen anspruchsvollen Gast. Ist wohl alles zur Zufriedenheit des hohen Herrn hergerichtet?
Ankunft des Amtmanns am Steigengasthaus.
Für den heutigen Tag wurde vom Amtmann die Mahd der herrschaftlichen Wiese angeordnet.
Archus Bonschab spannt sein treues Ross Molly vor den Leiterwagen. Die Anspannung ist etwas heikel, denn eigentlich sollte der große Leiterwagen zweispännig gefahren werden. Mangels verfügbarem zweiten erfahrenen Pferd muß Molly den Wagen alleine ziehen. Der Fuhrmann spannt sie links ein, die Spielwaage wird mit einem Strick nach vorne an die Deichsel arretiert - für das Ross fühlt es sich aber ungewohnt asymmetrisch an und in der Rechtskurve muß das Pferd die Deichsel praktisch mit dem Vorderbein wegschieben. Molly, die auf jahrelange Erfahrung als Zugpferd zurückgreifen kann, meistert die anspruchsvolle Aufgabe aber bravourös.
Mir berechtigtem Stolz blickt der Bonschab auf sein kräftiges arbeitswilliges Wagenross.
Arbeitskittel drüber - und los geht's!
Aufbruch der Fronarbeiter zur Heumahd.
Unterdessen wird auch am Gasthof fleißig gearbeitet...
... am Waschzuber...
... bei der Essensvorbereitung am "Schnippeltisch"...
... am Backhaus...
... und in der Küche...
... wo Frau Wirtin das Szepter schwingt.
Bonschab und Bonschabin im Sonntagsstaat in der sommerlichen Sonne. Die Zufriedenheit steht ihnen ins Gesicht geschrieben, bester Beweis dafür, daß die Geschäfte des traditionsreichen Fuhrunternehmens nach wie vor ausgezeichnet laufen. Der Amtmann zeigte sich im übrigen äußerst großzügig in der Entlohnung.
Und hier wird der Nachwuchs präsentiert.
Die Bonschabin ist besonders stolz auf ihr vielversprechendes Jungpferd aus eigener Zucht.
Der junge Rufus, erst 3 1/2 Jahre alt, beweist bereits seine Qualität vor dem kleinen Wagen. Er steht brav beim Einschirren, geht munter und fleißig vorwärts und läßt darauf hoffen, daß er sich bald zu einem zuverlässigen Fuhrpferd entwickelt.
Der Amtmann reitet hinauf zur Wiese zur Inspektion der Heumahd und Bezahlung der Arbeiter - der Schreiber, der alles dokumentarisch niederlegen soll, nimmt lieber auf dem Wagen Platz.
Die Fronarbeiter bedanken sich für das Brot und erweisen dem Amtmann ihre Ehrerbietung.
Zurück zum Steigengasthaus nach erfolgreicher Inspektion.
Nun wird erst einmal zünftig gespeist, in angenehmer Gesellschaft, abseits des vom gemeinen Volk belebten Gastraums.
Draussen vor der Tür darf die wilde Schankmagd zur Belohnung für ihre Hilfe ein wenig reiten. Nur gut, daß der Herr Amtmann bereits in seiner Stube diniert und nicht Zeuge wird, wie ungeniert dieses törichte junge Ding seine züchtige Haube von sich wirft und mit flatternder Haarpracht um den Gasthof fegt!
Dem Bonschab gefällt das. Die Bonschabin läßt ihm seinen Spaß und freut sich, daß ihr von der pferdenarrischen Magd die Arbeit abgenommen wird.
Der Sonntag bringt uns viel Regen.
Der wackere Herr Pastor betreut uns seelsorgerisch und hält am Sonntag eine ergreifende Andacht - natürlich lutherisch. Der katholische Bonschab und sein Weib nehmen trotzdem daran teil, denn der Pastor ist ein rechtschaffener und ehrwürdiger Mann, an dessen Segen uns sehr gelegen ist. Und - besser lutherisch als gar nicht... Fuhrleute sind da zumeist äußerst pragmatisch.
Zur Erbauung liest die Frau Pastorin im Schankraum aus Gottlieb Wilhelm Rabeners Sammlung satyrischer Schriften vor. Sie ergötzt uns mit Auszügen aus der Chronik des Dörfleins Querlequitsch, sehr zum Gaudium der anwesenden Gäste.
Die Bonschabin betet für eine sichere Heimreise...
...während ihr Gatte Archus den Tag lieber im Wirthaus ausklingen läßt.
Ein letzter Blick auf den Steigengasthof - dies ist die Kehrseite.