6. Tag: Jaipur - Fort Amber - Samode  Indien - Rajasthan

24. September 1994

Heute mußten wir alle feststellen, daß das gestrige Mittagessen nicht nur mäßig war, sondern auch unseren Mägen nicht gutgetan hatte: die komplette Gruppe litt unter einer schweren Magenverstimmung. Aber unverdrossen unternahmen wir vormittags einen Ausflug zum Fort von Amber. Von hier aus wurde Radjasthan bis ins 18. Jh. regiert. Wir erreichten das Fort auf dem Rücken von Elefanten, eine etwas schaukelige, aber recht lustige Angelegenheit. Bei der Besichtigung waren wir alle sehr beeindruckt von der Raffinesse, mit der schon damals die Räume gekühlt wurden. So gabe es eine Art Klimaanlage, die mit Wasser funktionierte und gleichzeitig den Nachschub für den Springbrunnen bildete, der einzig durch die natürliche Schwerkraft sprudelte. Auch der Spiegelsaal mit seinen tausenden von konvex gebogenen Spiegeln bot einen prächtigen Effekt. Wir konnten das in einem kleinen Raum ausprobieren. Mit einer einzigen Kerze kann man durch die Spiegelungen soviel Licht erzeugen, daß auch Lesen möglich ist. Ein romantischer Nebeneffekt ist natürlich auch, daß man den Eindruck hat, unter einem Sternenhimmel zu sein. Wir besichtigten unterwegs die Baustelle des Holiday Inn Hotels, die offiziell seit dem 15. September eröffnet ist. Nun erzählte der Bauleiter etwas von 6.Oktober. Nach unserem Rundgang war klar, daß vor dem Dezember wohl kaum damit zu rechnen ist. Am Nachmittag besichtigen wir Jaipur, die Stadt ist reich an Sehenswürdigkeiten. So gibt es ein Observatorium zur Beobachtung der Planetenlaufbahn und des Standes der Erde, hier stehen auch 2 Sonnenuhren, die eine zeigt die Zeit bis auf 20 Sekunden genau an, die andere hat tatsächlich eine Genauigkeit von 2 Sekunden. Der "Zeiger" dieser Uhr ist allerdings 67 Meter lang. Da lobt man sich die Swatch fürīs Handgelenk. Im Stadtpalast konnten wir Teppiche, Kunstwerke und Waffen bewunderm es wurden auch Fotografien und Gegenstände des täglichen Lebens augestellt, die einen Eindruck in das Kunsthandwerk gaben. So sind bestickte Gewänder, kunstvoll bedruckte Stoffe, Webwaren und vieles mehr ausgestellt.

Der Höhepunkt war natürlich der Blick auf den berühmten Palast der Winde, eine Art Fassade, die den Damen des Hofes erlaubte, luftig einen Blick auf das Straßenleben zu riskieren, ohne gesehen zu werden. Als Abschluß besuchten wir das Hotel Samode Haveli, im Besitz des Maharadjas von Rajasthan. Dieses wunderbare Haus ist im traditionellen Haveli-Stil gebaut und bemalt und eingerichtet wie ein Palast. Das Hotel wird nicht einmal mit einem Stern geziert, Werbung ist nicht nötig.... Für den Abend war ein Hightlight versprochen: Dinner im Samode Palace, einem der bekanntesten Hotels Indiens. Leider liegt der Palast 40 km außerhalb von Jaipur, was am Abend ca. 2 Stunden Fahrt bedeutet. Unterwegs sahen wir das Hotel Maharadscha Palace, unser Reiseleiter erzählte, es sei als Kopie des Samode Palace geplant. So wollten wir es unbedingt sehen. Das ganze Haus war innen schweinchenrosa gestrichen und hatte nur Neonröhren als Licht. Der Wasserabfluß im Bad war ein - ja grellrosa - Schlauch. Aber der ganze Stolz des Hauses waren einige Zelte im Wüstensand, wie sie für Feste häufig aufgestellt werden. Diese Zelte waren mit sehr interessanten Sanitäranlagen ausgestattet. Plastikfolie sollte die Schlammbildung verhindern und auch hier kamen die rosa Schläuche wieder zu Ehren. Wir gaben ein Bild für die Götter ab, wie wir in Lackschuhen durch den Sand stapften, die Lachsalven sprachen für sich. Aber das Hotel brüstet sich mit 3 Sternen! Weiter ging die Fahrt nach Samode. Hier erwartete uns ein festliches Willkommen. Der Maharadja selbst ließ es sich nicht nehmen, uns zu grüßen - na ja, wenn ich ehrlich bin, machte es den Eindruck, als ob es ihm sehr lästig wäre. Aber Geschäft ist Geschäft. Das Hotel ist ein traumhafter Palast, die Atmosphäre sehr steif, das Essen mäßig und die Show leider absolut identisch mit der vom Vorabend, was den Unterhaltungswert etwas beeinträchtigte. Irgendwann nach Mitternacht trudelten wir wieder in Jaipur ein und fielen todmüde in die Betten.
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Observatorium von Jaipur
 
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Alle Texte und Bilder © Antje Wiemers.
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